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Feststellung neuer politischer Verhältnisse zu denken war,
ehe der rastadter Kongreß auch nur einen wesentlichen
Vorschritt gcthan hatte — trieb der Geist der Revolution
und der Unruhe die Franzosen zu solchen Schritten, von
denen jeder in andern Zeiten allein hinreichend gewesen
wäre ganz Europa in Bewegung zu setzen.
Schon im Januar 1798 rückten sie in die Schweiz
ein, in der Absicht dieses Land zu einer demokratischen
Republik umzuschmelzen, dasselbe dadurch zu einem unter¬
geordneten Staat für Frankreich zu machen und sich neben¬
her seiner Schätze an Geld und Waffenvorräthen zu be¬
mächtigen. Es läßt sich leicht begreifen daß dieser Schritt
eben so sehr die Folge eines politischen Fanatismus als
einer herrschsüchtigen Politik gewesen sein wird. Nach
einigen Kämpfen und Blutvergießen war die neue Repu¬
blik zu Stande gekommen, doch mit Ausschluß von Grau-
bündten, welches sich den Östreichern in die Arme geworfen
hatte, und mit einem solchen Widerstreben der Gcmüther
daß dieser neue Staat mehr wie ein unterworfenes als
wie ein verbündetes Land zu betrachten war und daß der
geringe Beistand welchen Frankreich durch die neue Re¬
gierung desselben erwirkte, nicht so viel werth war wie die
feindseligen Spannungen welche überall entstanden und an
einigen Orten zu blutigen Ausbrüchen kamen.
Um dieselbe Zeit wurde die in einem Volksaufruhr zu
Rom geschehene Ermordung des französischen bei der Ge¬
sandtschaft Lucian Bonapartes angestellten Generals Duphot
die Veranlassung daß Berthier in Rom einrückte, durch
eine entgegengesetzte Volksbewegung die römische Republik
proklamiren ließ und den Pabst nöthigte sich nach Toscana
zurückzuziehcn.
Einige Monat später, nämlich im Mai, ging Bona-