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müßigen Abwarten der Begebenheiten; abwarten muß man
nur wenn man sichtbaren und entscheidenden Nutzen davon
hat. Höchst gefährlich ist für den Vertheidiger jene Ge¬
witterstille, die großen Schlagen vorhergeht zu welchen
der Angreifende neue Kräfte sammelt.
Hätten die Östreicher nach der Schlacht von Aöpern
sich dreimal so sehr verstärkt wie der Kaiser von Frank¬
reich, welches sie allerdings konnten, so war die Zeit der
Ruhe welche bis zur Schlacht von Wagram eintrat, ih¬
nen nützlich; aber nnr unter dieser Bedingung; da sie es
nicht thaten, so ging ihnen diese Zeit verloren und es wäre
weiser gewesen Napoleons nachtheilige Lage zu benutzen,
um die Folgen der Schlacht von Aspern zu ernten.
4. Die Festungen sind bestimmt einen bedeutenden
Theil der feindlichen Armee durch die Belagerung zu be¬
schäftigen. Dieser Zeitpunkt muß also benutzt werden
um den übrigen Theil zu schlagen. Man muß also seine
Schlachten hinter seinen Festungen, nicht vor denselben
liefern. Man muß aber nicht müßig zuschen daß sie ge¬
nommen werden, wie Bennigsen that, während Danzig
belagert wurde.
6. Große Ströme, d. h. solche über welche man
nur mit vielen Umständen eine Brücke zu Stande bringt,
wie die Donau von Wien an und der Niederrhein, geben
eine natürliche Vertheidigungslinie. Nicht indem man sich
längö des Stromes gleichmäßig vertheilt um das Über¬
gehen absolut zu verhindern, welches gefährlich ist, sondern
indem man ihn beobachtet und da wo der Feind überge¬
gangen ist, in dem Augenblick wo er noch nicht alle
Kräfte an sich gezogen hat, wo er noch auf ein enges
Terrain nahe am Flusse eingeschränkt ist, über ihn von
allen Seiten herfällt. Die Schlacht von Aöpern giebt da¬