Volltext: Hinterlassene Werke über Krieg und Kriegführung des Generals Carl von Clausewitz dritter Band (3 : Vom Kriege ; 3 ;)

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hat, so würde der Besitz jener Hauptstadt höchst wahr« 
scheinlich den Frieden herbei geführt haben, obgleich noch 
ein ungeheurer Landstrich zu erwerben blieb. Im Jahre 
1805 entschied die Schlacht von Austerlitz; es war also 
der Besitz von Wien und zwei Dritteln der östreichischen 
Staaten nicht hinreichend den Frieden zu gewinnen; von 
der andern Seite aber war auch nach jener Schlacht die 
Integrität von ganz Ungarn nicht hinreichend ihn zu verhin¬ 
dern. Die Niederlage des russischen Heeres war der letzte 
Stoß der erforderlich war; der Kaiser Alexander hatte 
kein anderes in der Nähe und so war der Friede eine 
unzweifelhafte Folge des Sieges. Hätte sich die russische 
Armee schon an der Donau bei den Ostreichcrn befunden 
und die Niederlage derselben getheilt, so wäre wahrschein¬ 
lich die Eroberung Wiens gar nicht erforderlich gewesen 
und der Friede schon in Linz geschlossen. 
In andern Fällen reicht die vollständige Eroberung 
des Staates nicht hin, wie im Jahr 1807 in Preußen, 
wo der Stoß gegen die russische Hülfümacht in dem 
zweifelhaften Siege von Eilau nicht entschieden genug 
gewesen war, und der unzweifelhafte Sieg bei Friedland 
werden mußte was der Sieg bei Austerlitz ein Jahr vorher 
gewesen war- 
Wir sehen, auch hier läßt stch der Erfolg nicht aus 
allgemeinen Ursachen bestimmen; die individuellen, die kein 
Mensch übersieht der nicht zur Stelle ist, und viele mora¬ 
lische, die nie zur Sprache kommen, selbst die kleinsten 
Züge und Zufälle, die stch in der Geschichte nur als Anek¬ 
doten zeigen, sind oft entscheidend. Was stch die Theorie 
hier sagen kann ist Folgendes: Es kommt darauf an die 
vorherrschenden Verhältnisse beider Staaten im Auge zu 
haben. Aus ihnen wird sich ein gewisser Schwerpunkt,
	        
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