Volltext: Schwanenstadt - einst und jetzt

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ausgesprochen, daß Gewerbeleute nicht verhalten werden können, sich in 
entfernte Zünfte einverleiben zu lassen. Der Eintritt der Gewerbe¬ 
freiheit am 1. Mai 1860 versetzte endlich den alten Zunfteinrichtungen 
den Todesstoß. Daher schrieb der damalige Innungskommissär der 
Schusterinnung, Herr Schardinger, am 25. Juni 1861 an die Direktion < 
des Gewerbevereines in Linz: „Das neue Gewerbegesetz vom 20. De¬ 
zember 1859 hat alle unsere uralten Rechte und Freiheiten mit einem- 
male vernichtet und die Innung steht mit all ihren früheren Rechten 
als verwaist, ohne Hoffnung auf Wiedererlangung derselben in den 
Schranken der allgemeinen Verwirrung." Und tatsächlich ging parallel 
mit dem Niedergang der Zünfte auch vielfach der Wohlstand und die 
Gediegenheit des alten Gewerbestandes dahin. Die tiefere Ursache, daß 
das Handwerk feit etwa einem Säcnlum nicht mehr den Ertrag und 
Erfolge von ehedem bringt, liegt aber natürlich nicht in der Aufhe¬ 
bung der Zünfte allein, deren Einrichtungen sich ja tatsächlich vielfach über¬ 
lebt hatten, sondern ist hauptsächlich bedingt in der vollständigen 
Umstellung der modernen Wirtschaftsform überhaupt. Der Merkanti¬ 
lismus, der Industrialismus und der Großkapitalismus ruinierten und 
ruinieren immer mehr den Handwerkerstand und alle Kleingewerbe¬ 
treibenden überhaupt. 
Daher blickt der Handwerker begreiflicherweise mit Wehmut 
auf die Blütezeit des Zunftwesens zurück und wünscht sich zurück in 
jene Zeiten, in denen das Handwerk und Handel und Gewerbe für 
den wirklich tüchtigen und fleißigen Mann tatsächlich noch einen „gol¬ 
denen Boden" hatten. 
Quellen: Zusammengestellt nach Archivalien von Schwanenstadt, Schloß 
Puchheim und dem Landesarchive in Linz und nach Mitteilungen einzelner Ge¬ 
nossenschaftsvorstände und des Herrn Goldschmiedes Hollböck.
	        
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