Volltext: Schwanenstadt - einst und jetzt

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Zeit ganz wehmütig zu Mute wird. Wie schon erwähnt, haben wir 
es jedenfalls auch hier mit Geschenken (von Taufpaten) zu tun; denn 
die Hausmarke P. P. kommt zweimal vor. 
Während die bisher besprochenen Goldschmiedearbeiten sämtlich 
aus der zweiten Hälfte des 16. und der ersten Hälfte des 17. Jahr¬ 
hunderts stammen, gehen die fünf silbermontierten Hornlöffel, die der 
Fund enthielt, bis in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts zurück. 
Aus Silber sind endlich noch die kapselförmige Montierung für den 
verloren gegangenen gläsernen Behälter eines ewigen Lichtes, dann 
ein zierliches Mädchenpetschaft mit den Initialen S. L. (der Stil aus 
Stahl) und endlich 14 Knöpfe (Durchmesser 1 cm) mit abwechselnd 
senkrechten und wagrechten Schraffenfeldern graviert. 
Die Tatsache, daß ein kleinbürgerlicher Haushalt unmittelbar 
nach dem Dreißigjährigen Kriege noch so viel an Goldschmiedearbeiten 
enthielt, zeigt uns wieder — im Verhältnis zu der relativ geringen 
Anzahl der auf uns überkommenen Objekte — wie unendlich viel 
davon in der Zwischenzeit den Weg in die Schmelze gewandert sein 
muß. Noch viel schlimmer steht es in dieser Beziehung mit dem Zinn, 
da ja bekanntlich von jeher dem Zinngießer altes Zinn an Zahlungs¬ 
statt übergeben worden ist. 
Das Zinn des Schwanenstädter Fundes ist fast durchwegs 
98 °/o Feinzinn, das beim Biegen wie Silber knistert. Starke Ge¬ 
brauchsspuren zeigen eigentlich nur die 12 sehr seichten, slachrandigen 
Fleischteller auf. Umso blanker erhalten sind die wohl nie gebrauchten 
Suppenteller mit tiefem Napf und breitem, stachen Rande, sämtlich 
aus der Linzer Zinngießerwerkstätte des Meisters H. L. Aus derselben 
Werkstätte rühren 5 Deckelkrüge von der üblichen Form des 17. Jahr¬ 
hunderts in unseren Gegenden, während ein sechster Deckelkrug von 
ähnlicher Form und ein mächtiger Humpen mit der eingravierten 
Hausmarke P. P. (Höhe 225 mm) anderer Provenienz sind. Aus jener 
Linzer Zinngießerwerkstätte H. L. stammen auch noch (außer einem 
handlaternenförmigen, zierlich ausgestatteten Schraubenfläschchen) die 
beiden Prachtstücke des Zinninventars, beides wieder ganz augen¬ 
scheinlich Brautgeschenke: ein Brautkrug und eine Brautflasche. Schon 
durch die reichere Profilierung, vor allem aber durch die wahrhaft 
künstlerische Gravierung, welche den Deckel, die Ränder, vor allem 
aber die ganze Wandung überzieht, hebt sich der Krug prunkvoll von
	        
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