Volltext: Hinterlassene Werke über Krieg und Kriegführung des Generals Carl von Clausewitz zweiter Band (2 : Vom Kriege ; 2 ;)

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Dies ist überall der Fall gewesen, wo große Heere 
in's Feld gerückt sind, und eö gab sogar Zeiten, wo diese 
Form als das wesentlichste Stück des Gefechtes angese¬ 
hen wurde. 
Als im 17. und 18. Jahrhundert die Ausbildung 
des Feuergewehrs das Fußvolk in einem so hohen Grade 
vermehren und in so langen dünnen Linien auseinander¬ 
ziehen ließ, wurde die Schlachtordnung dadurch zwar ein¬ 
facher, aber zugleich schwieriger und künstlicher in der 
Ausführung, und da man nun Nichts weiter mit der Rei¬ 
terei anzufangen wußte, als sie auf den Flügeln zu vcr- 
thcilcn, wo nicht geschossen wurde und wo Raum zum 
Reiten war, so machte die Schlachtordnung aus dem 
Heere jedesmal ein geschlossenes und unthcilbares Ganze. 
Schnitt man eine solche Armee in der Mitte entzwei, so 
war sie wie ein durchgeschnittener Regenwurm; die Flügel 
hatten noch Leben und Beweglichkeit, aber sie hatten ihre 
natürlichen Funktionen verloren. Die Strcitkraft lag 
also in einer Art von Bann der Einheit, und es war je¬ 
desmal eine kleine Organisation und Desorganisation nö- 
thig, wenn Theile davon getrennt aufgestellt werden soll¬ 
ten. Die Märsche, welche daö Ganze machen mußte, wa¬ 
ren ein Zustand, in welchem cö sich gewissermaßen außer 
dem Gesetz befand. War der Feind in der Nähe, so 
mußten sie mit der höchsten Künstlichkeit angcordnet wer¬ 
den, um das eine Treffen oder den einen Flügel immer 
in einer erträglichen Entfernung von dem andern über 
Stock und Block weg zu führen; sie mußten dem Feinde 
beständig abgestohlen werden, und nur Eins machte, daß 
man diesen beständigen Diebstahl ungestraft begehen durfte, 
nämlich, daß der Feind in eben diesem Banne lag. 
Als man daher in der letzten Hälfte des 18. Jahr-
	        
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