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dem Hauptrücken nicht wohl vereinigen, denn es ist oft
die Besetzung des Thaleö selbst erforderlich, und zwar
mehr bei seinem Austritt aus der Gebirgsmasse als bei
seinem Ursprung, weil es dort tiefer cingcschnitten ist.
Außerdem giebt diese Thalvertheidigung ein Mittel, Ge¬
birgsgegenden auch dann zu vertheidigen, wenn auf dem
Rücken selbst gar keine Aufstellung zu nehmen ist; sie spielt
also gewöhnlich eine um so größere Rolle, je höher und
unwegsamer die Masse des Gebirges ist.
Aus allen diesen Betrachtungen geht Hervor, daß man
von dem Gedanken einer zu vcrtheidigcnden mehr oder
weniger regelmäßigen Linie, die mit einer der geologischen
Grundlinien zusammensiele, ganz loölajsen, und ein Gebirge
nur wie eine mit Unebenheiten und Hindernissen von man¬
cherlei Art durchzogene Fläche betrachten muß, von deren
Theilen man einen so guten Gebrauch zu machen sucht als
es die Umstände gestatten, — daß also, wenn auch die geolo¬
gischen Lineamente des Bodens zu einer klaren Einsicht in
die Gestalt der Gebirgsmassen unentbehrlich sind, sie doch
in den Vertheidigungsmaßregeln wenig zum Vorschein
kommen.
Weder im östreichischen Erbfolgekriege noch im sie¬
benjährigen, noch im Revolutionskriege finden wir Aufstel¬
lungen, die ein ganzes Gebirgssystem umfaßten und wo die
Vertheidigung nach seinen Hauptlineamenten geordnet wäre.
Niemals finden wir die Heere auf dem Hauptrückcn, im¬
mer an dem Abhang, bald höher bald tiefer aufgcstellt,
bald in dieser bald in jener Richtung; parallel, senkrecht
und schief; mit und gegen den Wasserzug; bei höheren Ge¬
birgen, wie die Alpen, sogar oft in einem Thale fortlau¬
fend; bei geringem, wie die Sudeten, und das ist die
stärkste Anomalie, auf der Hälfte des dem Vertheidiger