253
srigcn ganz zu nehmen; denn wäre dies Letztere nicht der
Fall, so würden wir, weil die Stellung keine feste, d. h.
unangreifbare ist, in Gefahr sein, uns ohne Rückzug zu
schlagen-
Das Jahr 1806 erläutert uns dies durch ein Bei¬
spiel. Die Aufstellung des preußischen Heeres auf dem
rechten Ufer der Saale konnte in Beziehung auf Bona-
partes Vorrücken über Hof vollkommen zu einer Flanken¬
stellung werden, wenn man nämlich Fronte gegen die
Saale machte und in dieser Stellung das Weitere
abwartete.
Wäre hier nicht ein solches Mißverhältniß der physi¬
schen und moralischen Macht gewesen, hätte sich nur cm
Daun an der Spitze des französischen Heeres befunden,
so würde die preußische Stellung sich in der glänzendsten
Wirksamkeit gezeigt haben. Ihr vorbeizugehen war ganz
unmöglich, das hat selbst Bonaparte anerkannt, indem er
sich entschloß, sie anzugreifen; ihr den Rückzug abzuschnei¬
den, ist selbst Bonaparte nicht vollkommen gelungen,
und würde bei einem geringem Mißverhältniß der physi¬
schen und moralischen Kraft eben so wenig thunlich gewe¬
sen sein, als das Vorbeigehen, denn die preußische Armee
war durch eine Überwältigung ihres linken Flügels viel
weniger in Gefahr als die französische durch eine Überwäl¬
tigung ihres linken. Selbst bei dem physischen und mora¬
lischen Mißverhältniß der Streitkraft würde eine entschlos¬
sene und besonnene Führung noch große Hoffnungen zu ei¬
nem Sieg gegeben haben. Nichts hätte den Herzog von
Vraunfchweig verhindert am 13. solche Einrichtungen zu
treffen, daß den 14. Morgens mit Tagesanbruch 80,000
Mann sich den 60,000 Mann gegenüber befanden, die
Bonaparte bei Jena und Dornburg über die Saale führte.