Volltext: Hinterlassene Werke über Krieg und Kriegführung des Generals Carl von Clausewitz zweiter Band (2 : Vom Kriege ; 2 ;)

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Der Feind wird also in diesem Fall vielleicht viermal 
mehr geschwächt als wir. 
Diese unverhältnißmäßige Schwächung der feindlichen 
Macht ist der erste und wichtigste Vorthcil den uns eine 
belagerte Festung durch ihren Widerstand giebt; aber er 
ist nicht der einzige- Von dem Augenblick an, wo der 
Angeeifende die Linie unserer Festungen durchschnitten hat, 
bekommen alle seine Bewegungen einen viel größer« Zwang; 
er ist in seinen Rückzugöwegen beschränkt, und muß stets 
auf die unmittelbare Deckung der Belagerungen bedacht 
sein, die er unternimmt. 
Hier also greifen die Festungen in den Akt der Ver- 
theidigung auf eine großartige und sehr entscheidende Weise 
ein, und man muß dies als die wichtigste aller Bestim¬ 
mungen betrachten, die eine Festung haben kann. 
Wenn wir nichts desto weniger diesen Gebrauch von 
den Festungen, weit entfernt ihn regelmäßig wicderkehren 
zu sehen, verhältnißmäßig selten finden, so liegt der Grund 
in dem Charakter der meisten Kriege, für welche dieses 
Mittel gewissermaßen zu entscheidend, zu durchgreifend ist, 
welches sich erst in der Folge wird deutlicher machen lassen. 
Bei dieser Bestimmung der Festung wird im Grunde 
hauptsächlich ihre Offensivkraft in Anspruch genommen, 
wenigstens ist es diese, von welcher ihre Wirksamkeit aus- 
gcht. Wäre die Festung für den Angreifenden Nichts als 
ein unbesetzbarer Punkt, so könnte sie ihm zwar hinderlich 
werden, aber niemals in solchem Maaße daß er sich zu 
einer Belagerung bewogen fühlen sollte. Weil er aber 
6, — 8, — 10,000 Mann in seinem Rücken nicht schalten und 
walten lassen kann, darum muß er sie mit einer angemes¬ 
senen Macht bekennen, und um dies nicht immerwährend 
nöthig zu haben, einnchmen, also belagern. Von dem
	        
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