Volltext: Hinterlassene Werke über Krieg und Kriegführung des Generals Carl von Clausewitz zweiter Band (2 : Vom Kriege ; 2 ;)

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und wahren Grund des Nichterfolges, nämlich die 
Furcht vor dem feindlichen Schwert. Geht nun 
die Kritik in einen solchen Feldzug ein, so mühet sie sich 
an einer Menge von Gründen und Gegengründen ab, die 
kein überzeugendes Resultat geben, weil sie alle in der Luft 
schweben und man in den eigentlichen Grundbau der Wahr¬ 
heit nicht hinuntcrsteigt. 
Jener Betrug aber ist nicht etwa bloß eine üble 
Gewohnheit, sondern in der Natur der Dinge gegründet. 
Die Gegengewichte, wodurch die Elemcntarkraft des Krie¬ 
ges und also der Angriff insbesondere geschwächt wird, 
liegen dem größeren Thcile nach in den politischen Ver- 
hältnissen und Absichten des Staats, und diese werden der 
Welt, dem eigenen Volke und Heere immer, in manchen 
Fällen aber sogar dem Feldherrn verborgen. Niemand 
z. B. kann und wird seinen Entschluß des Innehaltens 
oder Aufgebens durch das Gesiändniß motivircn: daß er 
fürchtet, mit feiner Kraft nicht bis ans Ende zu reichen, 
oder sich neue Feinde zu erwecken, oder daß er seinen Bun¬ 
desgenossen nicht will zu stark werden lassen u. si w. Alle 
solche Dinge bleiben lange verschwiegen, oder bleiben cs 
wohl auf immer; für die Welt aber soll doch das Han¬ 
deln im Zusammenhänge dargestellt werden, und so wird 
denn der Feldherr genöthigt, entweder für eigene Rech¬ 
nung oder für Rechnung seiner Regierung ein Gewebe 
von falschen Gründen geltend zu machen. Diese immer 
wiederkehrenden Spiegelfechtereien der Kriegsdialektik haben 
sich in der Theorie zu Systemen verknöchert, die natürlich 
eben so wenig Wahrheit haben- Nur indem die Theorie, 
wie wir es versucht haben, dem einfachen Faden des in¬ 
ner» Zusammenhangs folgt, kann sie auf das Wesen der 
Dinge zurückkommen.
	        
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