Volltext: Aus Deutschlands Waffenschmiede

Die Arbeiterschaft 
schon nach dem Einkommen vom Jahre 1915 im Steuerjahr 1916 
eine Lohnsumme von durchschnittlich 6000 Mark versteuert worden ist. 
In der Annahme, daß nicht mehr als 300 Arbeitstage geleistet 
worden sind, war damals der Tagesdurchschnittsverdienst schon 20 Wark. 
Die Löhne in Rheinland standen von jeher hinter denen in Berlin 
nicht viel nach. Wie hoch mögen die Löhne seit 1915 noch gestiegen 
sein? Jedenfalls ergibt sich, daß es der Arbeiterschaft in der Eisen— 
industrie auch im Kriege gut geht, zweifellos besser als den Fest— 
besoldeten, die von der Kriegskonjunktur keinen Nutzen ziehen können. 
Zahl und Leistung der Arbeitskräfste ist nicht nur mitbestimmend für 
den Umfang der Warenerzeugung, den Grad der Bedarfsdeckung und 
die Höhe des Preises und des Gewinns, sondern sie beeinflußt auch 
sehr wesentlich die Gebrauchsdauer der Maschinen und sonstigen Werks— 
anlagen, schließlich und nicht zuletzt die Schnelligkeit in der Waren— 
herstellung, deren Güte, und entscheidet damit vielfach über das Leben 
vieler Mitmenschen. Darin liegt die große Verantwortung, die in 
diesem Kriege jeder Arbeiter trägt, daß er an seiner Stelle auch mit 
zum Gelingen des Ganzen beiträgt. Daher ist es aber auch so sehr 
zu bedauern und ganz und gar zu verurteilen, wenn Leute auf den 
Gedanken kommen, die Arbeit grundlos einzustellen und andere zum 
Streik verführen, während an der Front unsere Brüder und Söhne 
im schärfsten Kampfe gegen unsere Feinde stehen. 
Wesentlich ist, daß die Lohnhöhe, ebenso wie die Warenpreise, bestimmt 
wird durch Angebot und Nachfrage, sowie durch die Wertschätzung des 
Verbrauchers. Jetzt im Kriege wird es deutlich, daß es eine Irrlehre 
war, die Lage des Arbeiters als ohnmächtig und trostlos, die Stellung 
des Unternehmers aber als allmächtig hinzustellen. Jetzt wird deutlich, 
daß die Stellung des Unternehmers dem Arbeiter gegenüber ebensosehr 
wie die Stellung des Arbeiters dem Unternehmer gegenüber von der 
allgemeinen wirtschaftlichen Lage beeinflußt wir d. 
Der Lohn ist bekanntlich vielfach nicht die einzige Vergütung, welche 
der Arbeiter für seine Leistungen empfängt. Zahlreiche Firmen haben 
freiwillige Wohlfahrtseinrichtungen geschaffen und ihre Arbeiterfür— 
sorge im Kriege noch stark ausgebaut. Solchen Wohlfahrtseinrich⸗ 
tungen haben die Eisenindustriellen ihr Augenmerk zugewandt, lange 
bevor die Allgemeinheit und der Staat daran dachten, die Tätigkeit auf 
diesem Gebiet zu einer allgemeinen gesetzlichen Zwangseinrichtung zu 
machen. Ja, viele freiwillig geschaffene Einrichtungen der Industrie 
sind für die gesetzliche Regelung vorbildlich geworden. Das gilt für 
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