Volltext: Piezoelektrizität des Quarzes

58 IV. Beziehungen zwischen elastischen und piezoelektrischen Größen 
zustreben. Dieser Grenzwert wird bei einer Spannung von etwa 520 CGS, 
d. h. bei angenähert 160000 Volt erreicht. Bei kleinen Spannungen bis zu 
etwa 1/ = 8CGS (= 2400 Volt) gelten noch die linearen Formeln [19] 
mit hinreichender Genauigkeit. Nach den Messungen ist in Ubereinstim¬ 
mung mit den Formeln [21] bei einer Spannung von 12000 Volt Ay um 
etwa 20 Proz. und bei 24000 Volt um etwa 30 Proz. kleiner als nach den 
Formeln [19] berechnet werden würde. 
b) Messung, Qröße und Temperaturkoeffizient der piezoelektrischen 
Konstanten des Quarzes. 
Voigt (40) hat im Jahre 1910 die Größe des piezoelektrischen Koeffi¬ 
zienten zu dn = 6,36 • 10~8 CGS angegeben. Spätere Messungen von ihm und 
Fréedericksz ergaben den Wert zu 6,9 • 10~8 in guter Ubereinstimmung 
mit den besten Beobachtungen von Curie und Röntgen, die einen Wert von 
6,94 • 10~8 ermittelt hatten (56, 57). Diese Werte wurden auf statischem 
Wege gewonnen. 
Von besonderem Interesse war die Klärung der Frage nach dem 
Temperaturverlauf der piezoelektrischen Größen, wobei wiederum die 
Untersuchung der Temperaturabhängigkeit bei tiefen Temperaturen und 
in der Nähe des Umwandlungspunktes besondere wissenschaftliche Be¬ 
deutung hat. Eine ältere Arbeit darüber liegt von Lissaaer (58) vor, die 
sich jedoch nur auf den Temperaturbereich zwischen +19° und —192° 
beschränkt und keinerlei Veränderlichkeit des Koeffizienten feststellt. 
Anfang 1913 veröffentlichten dann Kamerlingh Otines und A. Beckmann 
(70) eine experimentelle Arbeit, die sich mit dem Verhalten des piezo¬ 
elektrischen Koeffizienten bis herab zu —253° C befaßte. Sie fanden, 
daß bei einer Abkühlung von Zimmertemperatur bis auf —193° C eine 
Verringerung des Koeffizienten dn um 1,2 Proz. eintrat, während ein 
weiteres Abkühlen bis auf —253° C nur noch eine geringe, vielleicht we¬ 
niger als 2 Proz. betragende Verkleinerung nach sich zog. Die Messung 
erfolgte auf statischem Wege an einer 7,5 • 2 • 0,06 cm3 großen Quarzplatte. 
Zur Messung wurde die piezoelektrische Druckkammer in ein Dewargefäß 
gebracht. Die FZ-Flächen der Quarzplatte waren verplatiniert. Zum 
Ladungsvergleich diente ein Quadrantenelektrometer. Die piezoelektrisch 
erregte Ladung des abgekühlten Quarzes wurde mit der Ladung eines 
gleichgroßen Quarzes, der auf Zimmertemperatur gehalten wurde und 
dem abgekühlten Quarz parallel geschaltet war, verglichen. Störende 
Änderungen der Kapazität der Quarzkondensatoren infolge der Belastun¬ 
gen oder der Abkühlung wurden dadurch eliminiert. Onnes und Beckmann 
kommen abschließend zu dem Resultat, daß die Änderung des piezo¬ 
elektrischen Effektes hauptsächlich oberhalb der Temperatur der flüssigen 
Luft (—193° C) stattfindet.
	        
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