Volltext: Historische und topographische Darstellung von der Stadt Salzburg mit der ausführlichen Geschichte des Benediktiner-Stiftes zu St. Peter in Salzburg ([8] = Abth. 3 ; Bd. 1 ; / 1829)

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seine Ablaßpredigten begann/ General-Vicär deö Augustiner Or 
dens, und war mit Luther der erste, der wider die Ablasse zu 
eifern anfing, und also gewisse? Maßen ein Miturheber der 
Reformation. Staupitz bewies jedoch in seinen Vorträgen weit 
mehr Mäßigung, und wollte nur die Mißbräuche abgeschafft 
wissen. Als er daher gewahrte, daß Luther weiter ging, auch 
andre Lehrsätze der Kirche angriff, und Grundsätze aufstellte, 
die in Kürze eine kirchliche und politische Revolution zur Fol 
ge hatten: so wollte er wieder einlenken, und den Luther von 
seinem gefährlichen Beginnen abmahnen. Aber schon war es 
zu spät! — schon hatte der ausgeschlagene Funke eine um 
greifende Brunst erzeugt — schon hatte die Reform die ver 
derbliche Frucht wilder Volksaufstände angesetzt. — Um Stau- 
pitzen der verführerischen Einwirkung Luthers zu entziehen, 
lud ihn der Erzbischof von Salzburg Matthäus, dem er aus 
der frühern Zeit bekannt war, zu sich, um mit diesem, in so 
mancher Hinsicht mit Luther gleichgesinnten Manne in der Fol 
ge dem Peterskloster ein gefährliches Geschenk zu machen. — 
Da des Erzbischofs Matthäus schon so oft gedacht worden, so 
dürfte hier der Ort seyn, einige nähere Umstände aus seinem 
Leben herauszuheben. Matthäus Lang war aus dem Geschlech 
te der Wallenberge. Seine Talente und geistigen Vorzüge 
bahnten ihm schnell den Weg zu der Würde eines Domprob- 
sten zu Augsburg und bald darauf zu dem Bisthume von 
Gurk. Kaiser Maximilian, dem die Thätigkeit dieses Mannes 
und seine Gewandtheit in Geschäften nicht entging, machte 
ihn zu seinem Kanzler, bediente sich seiner bey den wich 
tigsten Missionen, nahm ihn in seinen geheimen Rath auf, 
und erhob ihn in der Folge zu seinem Vicar in Italien. In 
dieser letztem Eigenschaft leistete er dem Kaiser wichtige Dien 
ste. Auf seinen Rath nahm Maximilian den Kaisertitel an, 
ohne sich der bisher obwaltenden Gewohnheit die Kai 
serkrone in Rom zu suchen, zu unterziehen. Bey der Unter 
handlung zu Bologna mir Julius den Zweyten wußte er 
als kaiserlicher Vicar die Würde seines Herrn so zu behaupten, 
daß sich's der Papst gefallen lassen mußte, einen deutschen Bi- 
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