Volltext: Die Rückführung des Ostheeres

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Die Schicksale der mit Fußmarsch zurückkehrenden Truppenverbände. 
Leinenhosen. An den Beinen hatten sie Binden von Schaffell. Aber alle 
trugen wir den Stahlhelm und den praktischen Reitermantel. Die Wege 
waren hart, glatt und teilweise zerstört. Für jedes Pferd war nur ein 
Satz Stollen oder Hufnägel vorhanden, was in der Praxis für jedes Reit- 
pferd einen Stollen bedeutete. Wir lernten Sparsamkeit. Irgendwelche 
Wintersachen hatten wir von der Heimat noch nicht bekommen. Ich für 
meinen Teil hatte nur einen einfachen Soldatenmantel und eine Wollwefte. 
Im übrigen waren wir Offiziere genau ebenso wie die Truppen gekleidet. 
Feldwachen konnten wir auf Grund unserer Anstrengungen nicht stellen, 
sondern wir begnügten uns mit starken inneren Wachen und einzelnen 
Posten. Man lag mit dem Gewehr neben sich, fertig jede Minute aufzu- 
springen und für sein Leben zu kämpfen. Das war auch das einzig richtige, 
denn der Feind hatte ja keine Uniform und war unmöglich von den Bauern 
zu unterscheiden. Die Bauernstuben waren eiskalt, nur der Backofen war 
warm, und auf dem lag die ganze Familie. Wir lagen auf Stroh auf dem 
Lehmboden, oft in Gesellschaft von Rindvieh und Hühnern! Holz zum 
Feuern gab's auch nicht in diesem gelobten Land, sondern es wurde mit 
Stroh und Mist geheizt, was nur für ein kurzes Weilchen Wärme gab. 
Schwer waren unsere Leiden und Anstrengungen während dieser Zeit ... 
Um während der Nächte vor Überfall seitens der Bevölkerung geschützt zu 
sein, ließ ich, solange ich im Dorf war, alle Männer zwischen 15 und 
55 Jahren zusammenführen und in die Kirchen sperren. Auf diese Weise 
hatten wir wenigstens in den Nächten Ruhe. Keiner kann sich eine Vor-- 
stelluug davon machen, wie es die Nerven mitnimmt, wenn man Nacht für 
Nacht nicht richtig schlafen kann und an den Tagen sich schlagen und auf 
den übelsten Wegen marschieren muß. Aber noch schlimmer war es, in den 
Nächten zu marschieren und während der Tage in Räumen zu schlafen, in 
denen unzählige Kinder türaus türein springen." 
Für den weiteren Vormarsch gelang es, mit dem Vertreter der Petljura- 
Regierung aus Perejaslaw eine Vereinbarung über den ungehinderten 
Durchzug durch die Stadt zu treffen. Dieser vollzog sich in der Tat ohne 
Zwischenfall. 
i4.везешь**. Erst am 14.Dezember sahen sich die 3. Kürassiere in Jwankowo 
neuerdings einem Überfall ausgesetzt, dessen Verlauf für die von den 
Ukrainern befolgte Taktik charakteristisch ist. Schon am Abend beim Einzug 
des Regiments war „dicke Luft". Schnaps wurde den Mannschaften 
besonders freigebig angeboten. Die ganze Nacht kamen Boten aus den 
Nachbardörfern. Die Einwohner waren frech und höhnisch.
	        
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