Volltext: Die Rückführung des Ostheeres

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Die Räumung ber Ukraine. 
zu führen, und begab sich zu diesem Zweck mit dem Chef der Eisenbahn- 
Zentralstelle Kiew und Vertretern des Großen Kiewer Soldatenrats in 
ISstündiger Fahrt nach Kasatin. Bei den Verhandlungen waren die 
deutschen Unterhändler durch die genaue Kenntnis der Ukrainer von dem 
Zustand der deutschen Truppen von vornherein im Nachteil. Hatte doch 
Petljura in den letzten Tagen fünf deutsche Bataillone entwaffnet und nach 
Westen abgeschoben. 
II. Dezember. Immerhin gelang es, am 11. Dezember den sogenannten Kasatin er 
Vertrag zustande zu bringen. Durch diesen wurde den ukrainischen 
Republikanern die Besetzung von Kiew mit Ausnahme des den Deutschen 
verbleibenden Kasernenviertels zugestanden. Die Ukrainer verpflichteten sich 
ihrerseits, den Schutz der Bahnen zu übernehmen, den Deutschen auf den 
Strecken Bachmatsch—Gomel—Pinsk, Kiew—Jskorost—Sarny—Powursk 
und Fastow—Kasatin—Goloby insgesamt zehn bis elf Züge täglich zu über- 
lassen und die telegraphischen und telephonischen Verbindungen der Deutschen 
wiederherzustellen. Im übrigen sollte ein freundschaftliches Verhältnis 
zwischen den beiderseitigen Dienststellen geschaffen und durch Entsendung 
von gemischten Kommissionen und gegenseitige Verständigung bei Rei- 
bungen gepflegt werden. In Kraft treten sollte der Vertrag am 13. De- 
zember abends. 
Die nächsten Folgen dieses Vertrages waren die Abdankung des Hetmans 
und die Auflösung seiner Regierung. Skoropadski hatte erkannt, daß er 
von der Entente getäuscht worden war. Seine Versuche, sich durch eine noch- 
malige Schwenkung und durch militärische Maßnahmen zu behaupten, 
erwiesen sich als Schlag ins Wasser. Die republikanischen Truppen unter 
dem Oberst Konowalez rückten nach kurzem Gefecht mit den Hetman-Truppen 
I» ve ember ant £>esmberin Kiew ein. Ihnen folgte am 19. das Direktorium mit 
Petljura und Winnitfchenko an der Spitze. Die im Vertrag von Kasatin 
festgelegte und von den Deutschen als Ehrenpunkt betrachtete Bestimmung, 
daß die unter dem Hetmán dienenden russischen Offiziere und Soldaten 
nach Niederlegung der Waffen in ihre Heimat entlassen werden sollten, 
wurde nur z.T. innegehalten. Eine Anzahl Offiziere, die unter dem 
General Grafen Keller in Kiew Widerstand geleistet hatten, wurde kurzer- 
hand erschossen, etwa 500 weitere im Museum in Kiew festgesetzt. Diese 
wurden dann nachts in kleinen Trupps in ein anderes Gefängnis über- 
geführt und teilweise unterwegs wegen angeblicher Fluchtversuche erschossen. 
Erst am 29. Dezember gelang es, den Abtransport der überlebenden 
Offiziere nach Deutschland durchzusetzen.
	        
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