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Die Räumung der Ukraine.
mußten die Räumung von Charkow und Poltawa durch Drohungen bei den
örtlichen Befehlshabern erzwingen. Am 7. Dezember mußte u. a. in
Charkow der Stab des Ataman Balbatfchew festgenommen werden, weil
die Ukrainer zwar die zu ihrem Abtransport bestimmten Züge bestiegen/
aber nicht abfuhren. Die Ukrainer rächten sich dadurch, daß sie dem Ab-
gang der Kohlenzüge aus dem Donetz-Revier Schwierigkeiten in den Weg
legten.
Auch die Donkosaken suchten den Abtransport der Kohle zu unter-
binden. Es bedurfte langwieriger Verhandlungen und der Lieferung von
Waffen und Munition, um — am 18. Dezember — die Ausfuhrgenehmi¬
gung zu erhalten. Hierdurch kam in den ersten Dezembertagen die gesamte,
durch Wagen- und Lokomotivmangel ohnehin schon gehemmte Transport-
bewegung zum Stocken. Es war geradezu ein Wunder, daß bis zum
12. Dezember immerhin 126 Transportzüge, darunter 41 212. Infan¬
terie-Division, 26 der 2. Kavallerie-Division und 21 Züge mit Truppen
aus Konstantinopel und dem Kaukasus abgerollt waren.
Verschlimmerung der Lage Anfang Dezember.
Ende November kamen von allen Seiten Hiobsposten über das Versagen
der eigenen Truppe. Beim I. Armeekorps erwies sich der in die Gegend
von Jekaterinoslaw verlegte Teil der 11. Landwehr-Division als voll-
kommen unzuverlässig. Das ihr zugeteilte Landwehr-Regiment 384 mußte
wegen Dienstverweigerung zurückgezogen und zu seiner 20. Landwehr-
Division zurückgeschickt werden. Beim I. Bataillon Jnsanterie-Regi-
ments 421 führte nach einer Meldung der 2. Kavallerie-Division vom
29» November der Soldatenrat allein. Die 5. Kompanie Landwehr-Regi-
ments 18 und die 2. Eskadron bayerischen 2. Schweren Reiter-Regiments
verweigerten die Teilnahme an einer Strafexpedition. Bei einem Gefecht
bei Bjelopolje weigerte sich eine Kompanie zu schießen. Der 11. Landwehr-
Division wurde deshalb das bayerische 1. Schwere Reiter-Regiment zur
Verstärkung der Besatzung zugeteilt. Auf der anderen Seite berichtete die
am weitesten nach Osten vorgeschobene 215. Jnfanterie-Division, daß die
Stimmung weiterhin ruhig und zuverlässig sei. Die Soldatenräte übten
jetzt überall den günstigsten Einfluß auf die Mannschaften aus und
arbeiteten Hand in Hand mit den Offizieren. „Hetzer sind nicht hervor-
s. Dezember, getreten." Das Leibdragoner-Regiment 24entwaffnete am 5. Dezember
aufsässige ukrainische Truppen, worauf allerdings die Ukrainer ihrerseits
deutsche Bahnschutzabteilungen in der Gegend von Swatowo — etwa
450 Mann — überrumpelten und gefangennahmen. Sie drohten, falls