Volltext: Die Rückführung des Ostheeres

Herstellung der Ordnung in Südlitauen. 
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Das Generalkommando war diesen Verhältnissen gegenüber zunächst 
machtlos, mußte wohl oder übel lavieren und sich auch mit dem besonders 
üblen Großen Soldatenrat Bialystok abfinden. Immerhin gelang es ihm, 
auf den Teil der Besatzungstruppen Einfluß zu gewinnen, der noch mit 
Offizieren besetzte Befehlftellen aufwies, durch Verhandlungen mit dem 
polnischen Kreischef die Gefahr einer dauernden Unterbrechung des Bahn- 
Verkehrs durch die in Grajewo eingerückten Polen zu verhindern, und den 
freien Durchzug der deutschen Truppen mit der Bahn und im Fußmarsch 
zu sichern. 
Der Zustand der Machtlosigkeit im litauischen Gebiet änderte sich erst, 
als vom 24. November ab die ersten in der Ukraine freigemachten Truppen 24. November, 
und vom 28. November ab die ersten Freiwilligen aus der Heimat und 
ebenfalls aus der Ukraine eintrafen. 
Auch dann waren die Schwierigkeiten noch längst nicht überwunden. 
Zwar gelang es, das Ansehen des Generalkommandos durch die vor- 
bildliche Haltung der Offiziere und durch das persönliche Beispiel des 
Kommandierenden Generals, des Generalleutnants Grafen Bredow, her- 
zustellen und den Großen Soldatenrat einigermaßen zur Vernunft zu 
bringen. Trotzdem verließen wichtige Posten einfach ihren Platz, so daß 
gelegentlich Offiziere des Generalkommandos zum Wachdienst herangezogen 
werden mußten. Die Soldatenräte, „zum größten Teil aus ganz ver- 
nünftigen Elementen zusammengesetzt", hatten keinerlei Autorität und 
Macht über die Mannschaft. „Auf die hiesigen Truppen, auch die söge- 
nannten guten, ist kein Verlaß", mußte der Chef des Generalstabes, Oberst 
Mohs, dem Oberbefehlshaber Ost melden. Der Soldatenrat des Feld- 
rekruteudepots erklärte, nach dem 5. Dezember keinen Dienst mehr machen 
zu wollen. Andere Truppenteile mußten erst durch weitgehende Ver- 
sprechungen, insbesondere hinsichtlich des Zeitpunktes ihres Abtransports, 
zum Aussteigen aus den Zügen und zur Aufnahme des Dienstes bewogen 
werden. Streitigkeiten der Truppenteile untereinander wegen der Reihen- 
folge des Abtransports waren an der Tagesordnung. Das General- 
kommando überließ ihre Schlichtung dem Großen Soldatenrat. Das Ein- 
treffen von Freiwilligen-Abteilnngen aus der Heimat und aus der Ukraine 
ging sehr allmählich vor sich. U. a. kehrte das aus dem Kaukasus kommende 
Reserve-Jäger-Bataillon 9 unter dem Hauptmann Schneider nach Um- 
bildnng und Ergänzung in seinem Demobilmachnngsort Ratzeburg, seinem 
Versprechen getreu, wieder nach Bialystok zurück und hielt bis über die 
Räumungszeit aus.
	        
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