Volltext: Die Rückführung des Ostheeres

Rückblick. 
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Vorgängen in der Ukraine ableiten zu können geglaubt hat: „Ähnlich wie 
bei den verschiedenen Putschen in Deutschland 1919 und 1920 zeigte es sich 
einmal, daß die Eisenbahnen selbst und der Eisenbahnbetrieb gar nicht so 
empfindlich gegenüber vielerlei Störungen sind, wie man in der Regel 
annimmt. Es bedarf schon planmäßiger Maßnahmen für ihre völlige 
Lahmlegung (Zerstörung großer Kunstbauten, Fortführen oder Zerstören 
der Betriebsmittel, Abschub des Personals usw.), wie sie in der Regel nur 
eine militärisch geleitete Aktion anzusetzen weiß, wenn für längere Zeit 
auch ein schwacher und unregelmäßiger Betrieb verhindert werden soll. 
Zweitens warnen die Erfahrungen davor, Eisenbahntransport im Kriege 
nicht als Kriegshandlung anzusehen. Er ist das in vollem Umfang, ebenso 
wie Marsch und Unterkunft, nur noch mit dem Zusatz, daß die Aufrecht- 
erhaltung der Kampfbereitschaft und der Disziplin auf dem Eisenbahn- 
transport besonders schwierig ist. Die Truppe neigt dazu, den Eisenbahn- 
transport als Vergnügungsfahrt, mindestens als Erholungsfahrt anzn- 
sehen. Bei Verschiebungen hinter der Front oder von Front zu Front kann 
man ihr dies gönnen, wenn die Fahrt über heimische Eisenbahnen oder 
über solche eines vollkommen gesicherten besetzten Gebietes führt. Eisen- 
bahntransporte in insurgierteu oder revolutionierten Gebieten dagegen be- 
dürfen in der Anordnung, besonders aber auch in der Durchführung durch 
die beförderten Truppenteile, ebenso wohlüberlegter und dem Einzelfall 
angepaßter Maßnahmen wie der Kriegsmarsch." 
X. Rückblick. 
Es liegt nahe, die Rückführung des Oftheeres mit der großen Räumungs- 
bewegung zu vergleichen, die das deutsche Westheer in Ausführung des 
Waffenstillstands von Eompiögne durchgeführt hat. In beiden Fällen 
hatte ein sieggewohntes Heer weite Gebiete in kurzer Frist wieder auf- 
zugeben, die es in zum Teil weit zurückliegenden Feldzügen seinem Macht- 
bereich einverleibt und für seine Zwecke mit Vorräten und Einrichtungen 
aller Art ausgestattet hatte. Beide Heere waren, das Westheer infolge seiner 
schweren Blutopfer und unter den moralischen Eindrücken eines Unglück- 
lichen Feldzuges, das Ostheer infolge seiner systematischen „Auskämmung", 
von der Höhe ihrer kriegerischen Leistungsfähigkeit längst heruntergestiegen. 
Auf beiden lastete der Zusammenbruch im Innern mit der durch ihn ge- 
schaffenen Unsicherheit aller Verhältnisse und mit der unvermeidlichen
	        
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