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Die 8. Armee bei Ausbruch der Revolution. 
VIII. Das Ende der 8. Armee. 
Karte 2. 
Die 8. Armee bei Ausbruch der Revolution. 
Für die Verhältnisse bei der 8. Armee bei Ausbruch der Revolution 
gilt das an anderer Stelle über den Zustand des Ostheeres Gesagte'). Die 
8. Armee war der bolschewistischen Zersetzung, auch im Hinterlande, in 
stärkstem Maße ausgesetzt, weil die lettische und estnische Bevölkerung seit 
der Revolution von 1905 in hohem Grade bolschewistisch verseucht war. 
Dazu kam, daß an den wichtigsten Stellen des Landes, in Riga, Reval 
und Libau, Sowjetkommissionen sich befanden, die sich angeblich mit Ge- 
sangenenaustausch, in Wirklichkeit aber mit bolschewistischer Propaganda 
beschäftigten. Alle Bemühungen des Armee-Oberkommandos, die Kom- 
Missionen aus dem Lande zu entfernen, waren an dem Widerstand der 
Reichsregierung gescheitert. 
Eine zweite Quelle der Zersetzung waren die Marinegarnisonen 
in Reval, Windau und Libau. Diese erhielten auf fuukentelegraphischem 
Wege schon am 5. November Kenntnis von den Vorgängen bei der Hoch- 
seeflotte und in den heimischen Kriegshäfen und schritten zur Bildung 
von Soldatenräten. Die Weisung des Armee-Oberkommandos 8 an das 
Gouvernement Libau, bei irgendwelchen Unruhen sofort rücksichtslos durch- 
zugreifen, scheint keinen Widerhall gefunden zu haben. Am 6. wurde «.November, 
gemeldet, daß dort „Marineoffiziere mit den Matrosen verhandeln". Tat- 
sächlich ist es dem späteren Generalbevollmächtigten Winnig, der sich 
zufällig in Libau befand, gelungen, die Matrosen noch einmal zur Vernunft 
zu bringen. Die Windauer Matrosen begaben sich auf das Land und ver- 
breiteten das revolutionäre Gift, insbesondere in Mitan und von dort 
aus nach Riga. Die Revaler Matrosen waren durch die Besatzung des 
russischen Schiffes „Ozean", dessen Entfernung die Oberste Heeresleitung 
verhindert hatte, vollkommen bolfchewisiert. Sie verbrüderten sich mit baye- 
rifchem Landsturm und mit bolschewistischen Elementen der Zivilbevölkerung. 
Dem Einfluß der Matrosen war es zuzuschreiben, daß der Umsturz sich 
im Baltikum so rasch und so radikal vollzog. Als die Weisung der Obersten 
Heeresleitung über die Stellung der Vertrauensleute einging, war die 
Entwicklung schon so weit vorgeschritten, daß ein Zurückschrauben auf 
den von der Regierung gewünschten Stand ausgeschlossen war. Formell 
')S. 4 ff. 
Forschnngsanst. f. Kriegs- u. Heeresgesch.: Darstellungen a. d. Nachkriegskämpfen.