Volltext: Die Rückführung des Ostheeres

Die Durchführung des Rückmarsches. 
Kämpfen kam es nur in Minsk, wo starke Sowjet-Truppen vorzeitig ein- 
rückten und einige Räumungszüge plünderten. Für den Abtransport in 
die Heimat bestimmte der Oberbefehlshaber Ost, daß grundsätzlich Arbeits- 
truppen, Landsturm-Formationen und entbehrliche Kolonnen den ge- 
schlofsenen Divisionen vorauszubefördern seien, während die aktiven 
Kavallerie-Regimenter und Freiwilligen-Formationen bis zuletzt zu bleiben 
hätten. Daraus ergab sich, daß die Landsturm- und Etappentruppen des 
Militärgouvernements im Bahn- und Grenzschutz sowie in der Sicherung 
der Magazine durch Truppen der Armeen abzulösen waren. 
Das Armee-Oberkommando wurde am 7. Dezember nach Wilna verlegt. 
Es fand dort sehr unerfreuliche Zustände vor. Die militärischen Dienst- 
stellen hatten zum Teil den Kopf verloren, die Offiziere Achselstücke und 
Waffen abgelegt. Die Soldaten trugen rote Kokarden. Nach Eintreffen 
des Generals von Falkenhayn besserte sich die Disziplin sichtlich. 
In der zweiten Hälfte des Dezember übernahm das Landwehrkorps den 
Befehl im Militärbezirk Litauen Süd ausschließlich der dem III. Reserve- 
korps unterstehenden Teile um Bialystok. Der Bezirk Litauen Mitte trat 
unmittelbar unter das Armee-Oberkommando, der Bezirk Nord zur 
8. Armee. Das Militärgouvernement als solches wurde am 20. Dezember 
aufgelöst, seine Truppen allmählich durch solche der 10. Armee ersetzt. 
Grodno, Wilna und Kowno erhielten Sicherheitsbesatzungen der Armee. 
Mit der Durchführung des Rückmarsches in die alte Dauerstellung trat 
die Frage des Abtransports auf den Bahnen mit deutscher Spur in den 
Vordergrund. Das Armee-Oberkommando schätzte seinen eigenen Bedarf 
und den des Militärgouvernements ohne die bis zuletzt verbleibenden 
Landwehr-Divisionen und Kavallerie-Regimenter auf je 200 Züge und 
rechnete dementsprechend mit einer Transportdauer von drei Monaten. Es 
erklärte die Durchführung des Abtransports in dieser langsamen Folge mit 
Rücksicht auf die Stimmung der Truppe für unmöglich und bat um Zu- 
Weisung der doppelten Zugzahl. Es zog in Erwägung, den Abmarsch zu 
Fuß fortzusetzen, „um die Truppen in Bewegung zu bringen und die 
Gefahren der längeren Untätigkeit an einer Stelle zu vermeiden". Der 
Oberbefehlshaber Ost ging in seiner Antwort auf die Eisenbahnwünsche des 
Armee-Oberkommandos 10 nicht ein, sondern forderte lediglich Maßnahmen, 
um den Abtransport in jeder Weife zu beschleunigen. Entbehrliches Gerät 
müsse verkauft und ein Teil der Truppen auf Fußmarsch verwiesen werden. 
Auf die Sicherung der Bahn Baranowieze—Lida könne nach Maßgabe 
der Räumung verzichtet werden. Tatsächlich gelang es, durch Verkauf der 
schlechtesten Pferde und unbrauchbarer Fahrzeuge sowie durch das Zurück- 
7. Dezember. 
20. Dezember
	        
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