Volltext: Salzkammergut

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aller, die in einem umfassenden 
Panorama die Schönheit der 
umgebenden Seenwelt genießen 
wollen. 
Ein Wechselspiel von Licht 
und Schatten erwartet den 
Reisenden, mag er nun zu Fuß 
dem gewundenen Sträßlein fol— 
gen oder mit der Bahn den Sat— 
cdel übersetzen, der den Mond— 
see vom St. Wolfgang- oder 
Abersee trennt. In rascher Folge 
durcheilt der Zug eine Reihe 
aufeinanderfolgender Tunnels, 
und an jeder freien Stelle öffnet 
sich ein überraschender Ausblick 
auf ein neues Landschafts— 
wunder, das sich an dem kleinen 
Krottensee, der wie ein dunkles 
Meeraugeam FußedesSchlosses 
don Hüttenstein im Buchen— 
schatten eingebettet liegt, zu 
märchenhafter Schönheit stei— 
gert. In heiterer Sonnenfrei— 
heit umfährt man das halb— 
runde Seende von St. Gilgen, 
an dessen Villen die Erinne— 
cung an manche Größen öster— 
reichischer Gelehrten-und Künst— 
lerwelt geknüpft ist, die dort 
Ruhe und Erholung suchten 
und auch fanden, und bald liegt 
die ganze Pracht des Abersees ausge— 
breitet vor uns. Hier erst lernt. man 
die Begeisterung verstehen, mit der Viktor 
bon Scheffel in seinen Bergpsalmen den 
Abersee besungen: 
„Sei gegrüßt mir, einsamer Abersee! 
Spärlich umwohnter, spärlich befahrner, 
Hochwald umkrönter, in düsterem Schein 
Der Tannen düster Gewipfel erspiegelnd“, 
läßt er den Bischof von Regensburg 
ausrufen, der, des Hoflebens satt, in die 
Wildnis des Falkensteins flüchtete und 
zum Gründer von St. Wolfgang wurde, 
das am Fuße des Schafberges seine 
ehrwürdige, uralte Kirche und die braunen 
Holzbauten der Markthäuser im klaren 
Seewasser spiegelt. Das bildet einen 
großen Vorzug aller Salzkammergutseen 
vor den Seen der Schweiz, daß sie im 
kleineren Raume einen so großen Reich— 
tum an Formen, Farben, idhyllischen 
Einzelheiten im Rahmen eines großartig 
Brosch, Salzkammergut. 
Bauernmädchen aus der Gegend des Traunsees mit Kopftüchl und 
„Kropfkette“. Phot. C. Weidinger, Linz. 
tomponierten Gesamtbildes und sonnig— 
heiteres, bewegtes Leben an den Grenzen 
einer unbändig gefahrvollen Gebirgs— 
aatur voll elementarer Gewalten ent— 
halten. Diese Grenzen sind gar enge: 
ein einziger Gewittersturm, der im 
Sommer die Wogen der sonst harmlos 
m Sonnenschein glänzenden Wasserfläche 
zur wilden Empörung aufwühlt, mag 
eine beiläufige Vorstellung von dem 
Kampfe hervorrufen, den viele Gebirgler 
nit den Gefahren der außerhalb der 
nodernen Kulturschöpfungen zum Schutze 
des Menschen liegenden Gebieten oft zu 
bestehen haben. 9 
St. Wolfgang! Ein Name, der einem 
ganzen Gebiete ein eigenartiges Gepräge 
zegeben hat. Sage, Geschichte und Kunst 
haben dort die Schönheit der großartigen 
Alpennatur zu einer Einheit von seltenem 
Reiz und Inhaltsreichtum ergänzt. Bis 
ins 10. Jahrhundert herrscht tiefe Berg—
	        
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