Volltext: Serbien und der Weltkrieg (Band III 1931)

Niederwerfung Bulgariens und zur Beendigung des Kriegszustandes auf 
der Balkanhalbinsel. Der Friedensvertrag von Bukarest vom 10. August 
1913 war berufen, die neuen Zustände zu konsolidieren, eine Konsoli¬ 
dierung, die jedoch nur von kurzer Dauer sein sollte1). 
Parallel mit dem Konflikte mit Bulgarien war die serbische Regie¬ 
rung durch das albanische Problem in Anspruch genommen und legte 
in dieser Beziehung ein Verhalten an den Tag, das nicht anders als 
offenkundige Sabotage der Beschlüsse der Londoner Botschafterkonfe¬ 
renz bezüglich Albaniens bezeichnet werden kann. Sie geriet dadurch 
wieder in einen immer schärferen Gegensatz zur österreichisch-ungari¬ 
schen Monarchie* 2), erregte die Mißbilligung der englischen Regierung3) 
und veranlaßte Herrn von Jagow, ernstliche Warnungen und wohl¬ 
wollend gemeinte Ratschläge zur Mäßigung zu erteilen4). Entgegen den 
Zusicherungen an die Mächte hat die serbische Regierung damals ihr 
möglichstes getan, um eine Konsolidierung der Zustände in Albanien 
zu hintertreiben5), um durch angeblich strategisch notwendige Grenz¬ 
berichtigungen die Abgrenzungsbeschlüsse der Londoner Botschafterkon¬ 
ferenz, die auf Grund der Festlegung der Grenze durch die internatio¬ 
nale nordalbanische Grenzkommission gefaßt wurden, zu umgehen6 7), 
wobei nichts unversucht gelassen wurde, „die Schuld an den Ereig¬ 
nissen von sich abzuwälzen und sie Europa als dem unwissentlich Schul¬ 
digen und Österreich als dem bewußt Schuldigen in die Schuhe zu 
schieben667). Schon die wenigen, im zweiten Bande unserer Akten¬ 
publikation angeführten österreichischen Schriftstücke aus dem öster¬ 
reichischen Rotbuch von 1913, betreffend die Ereignisse am Balkan 
vom 13. August 1912 bis 6. November 19138), zeigen, daß serbiseher- 
seits wieder starke Zumutungen an die Geduld Österreichs gestellt 
— Serb. Akt., Bd. II, Nr. 778 —, Serbien zugewandt, Sympathien, deren Bestehen 
ich persönlich aus eigener Erfahrung und im Hinblick auf die Einstellung des 
französischen Botschafters in Berlin, Jules Cambon, — Serb. Akt., Bd. I, 
Nr. 268 —, nur bestätigen kann. Über das Eintreten Frankreichs für Serbien 
vgl. Bd. II, Nr. 675, 708, 718, 721, 736—738, 741, 744, 778, 780, 786. 
*) Serb. Akt., Bd. I, Nr. 359, und Bd. III, Anhang I, und „Kriegsursachen“, 
Seite 69. 
2) österreichische Dokumente und Deutsche Dokumente an verschiedenen Stellen. 
3) Serb. Akt., Bd. I, Nr. 378, 389. Vgl. im Zusammenhänge damit Serb. Akt., 
Bd. I, Nr. 373—375. 
4) Serb. Akt., Bd. I, Nr. 364, 367; Serb. Akt., Bd. II, Nr. 843, 850, 852, 864, und 
„Kriegsursachen“, S. 72. 
5) Vgl. hierzu den sehr bemerkenswerten, aus den russischen Archiven stam¬ 
menden Bericht des russischen Geschäftsträgers aus Belgrad vom 25. September 
1913 über das diesbezügliche Zusammenarbeiten der serbischen Regierung mit 
Essad Pascha, der in ihrem Solde stand. Serb. Akt., Bd. II, Nr. 854. Siehe auch 
Serb. Akt., Bd. I, Nr. 298, 299, 318, 322. 
6) Vgl. Serb. Akt., Bd. II, Nr. 853 und 854 i. f. 
7) Serb. Akt., Bd. I, Nr. 363. Bericht des serbischen Geschäftsträgers aus 
Petersburg vom 27. September 1913. 
8) Serb. Akt., Bd. II, Nr. 830, 831, 844, 849, 851, 859, 860, 862, 863, 865—869, 871. 
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