Volltext: Diplomatische Geheimakten aus russischen, montenegrinischen und sonstigen Archiven (Band II 1929)

Nr. 454- 
Telegramm des russischen Außenministers an den 
russischen Gesandten in Belgrad 
Petersburg, den i4-/27- Februar 1909. 
Nr. 2 5i. 
In Beantwortung der beiden Mitteilungen, die uns der serbische Ge¬ 
sandte am 10. und i3. Februar gemacht hat, bitte ich Sie, folgendes zur 
Kenntnis der Königlichen Regierung zu bringen. Wir nehmen mit Be¬ 
friedigung davon Kenntnis, daß die serbische Regierung ihrem Ent¬ 
schlüsse treu bleibt, den von ihr eingenommenen friedlichen Standpunkt 
nicht zu verlassen, alles zu vermeiden, was zu einem bewaffneten Kon¬ 
flikt zwischen Serbien und Österreich führen könnte, und keine mili¬ 
tärischen Maßnahmen an der Grenze zu treffen. Wir sind über¬ 
zeugt, daß die vitalen Interessen Serbiens, dem wir von 
jeher die größte Sympathie entgegenbringen, diese 
Richtlinie mit Notwendigkeit auferlegen, die auch ein¬ 
zig der augenblicklichen allgemeinen Situation ent¬ 
spricht. Wir haben uns andererseits überzeugen können, daß die 
Mächte nicht geneigt sind, die Idee einer territorialen Vergrößerung 
Serbiens zu unterstützen. Die königliche Regierung muß hieraus fol¬ 
gern, daß alle Anstrengungen, die Mächte zur Unterstützung ihrer dahin¬ 
gehenden Forderungen zu bewegen, ergebnislos bleiben werden und daß 
Serbien sich die Sympathien der Mächte nur erhalten kann, wenn es 
darauf verzichtet, auf Forderungen zu bestehen, die zu einem bewaff¬ 
neten Konflikt mit Österreich führen müßten. Es ist uns ein Bedürfnis, 
die königliche Regierung zu warnen, sich einer solchen Gefahr aus¬ 
zusetzen. Wir hoffen, daß Serbien, wie es soeben erklärt hat, seinen 
Verpflichtungen, dem Rate der Großmächte zu folgen, treu bleiben wird. 
Wir glauben gleichzeitig, daß die serbische Regierung unter den obwal¬ 
tenden Umständen diesen Mächten deutlich erklären müßte, daß sie 
auf ihre territorialen Forderungen verzichte und sich in allen schweben¬ 
den Fragen auf die Entschließungen der Mächte verlasse. Diese könn¬ 
ten dann alle ihre Anstrengungen darauf richten, die serbischen Inter¬ 
essen wahrzunehmen. Abschrift nach Cetinje mitgeteilt. 
Is wolski. 
*) Benckendorff Bd. I, Nr. 22, S.47* 
5 Boghitsche witsch, Serbien II. 
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