Volltext: Diplomatische Geheimakten aus russischen, montenegrinischen und sonstigen Archiven (Band II 1929)

da S. M. pro Memo¬ 
ria etwa 14 Tage 
alt ist, so dauert 
das sehr lang! 
Das ist doch eigent¬ 
lich zur Begründung 
des Entschlusses 
selbst entworfen! 
aber sehr! 
und unzweideutig! 
dazu haben sie Zeit 
genug gehabt 
der! 
Hartwig ist tot! 
den Sandschack räumen! 
dann ist der Krakehl so¬ 
fort da/ den muß Öster¬ 
reich unbedingt sofort 
wiederhaben, um die 
Einigung Serbiens und 
Montenegros und das Er¬ 
reichen desMeeres seitens 
der Serben zu hindern / 
daß man jetzt zu einem Entschluß kommen 
müsse, um den unleidlichen Zuständen Serbien gegen¬ 
über ein Ende zu machen. Über die Tragweite eines 
solchen Entschlusses, fügte Graf Berchtold hinzu, sei 
sich S. M. völlig klar. 
Der Minister hat hierauf dem Kaiser Kenntnis ge¬ 
geben von den zwei Modalitäten, die in bezug auf das 
nächste Vorgehen gegen Serbien hier in Frage stün¬ 
den. S. M. hätten gemeint, es ließe sich vielleicht die¬ 
ser Gegensatz überbrücken. Im ganzen hätten aber 
S. M. eher der Ansicht zugeneigt, daß konkrete 
Forderungen an Serbien zu stellen sein 
würden. Er, der Minister, wolle auch die Vorteile 
eines solchen Vorgehens nicht verkennen. Es würde 
damit das Odium einer Überrumpelung Serbiens, das 
auf die Monarchie fallen würde, vermieden und Ser¬ 
bien ins Unrecht gesetzt werden. Auch würde dieses 
Vorgehen sowohl Rumänien als auch England eine 
wenigstens neutrale Haltung wesentlich erleichtern. 
Die Formulierung geeigneter Forderungen gegenüber 
Serbien bildet gegenwärtig hier die Hauptsorge3), und 
Graf Berchtold sagte, er würde gern wissen, wie man 
in Berlin darüber denke4). Er meinte, man könne 
u. a. verlangen, daß in Belgrad ein Organ der öster¬ 
reichisch-ungarischen Regierung eingesetzt werde, um 
von dort aus die großserbischen Umtriebe zu über¬ 
wachen, eventuell auch die Auflösung von Vereinen 
und Entlassung einiger kompromittierter Of¬ 
fiziere. Die Frist zur Beantwortung müsse mög¬ 
lichst kurz bemessen werden, wohl 48 Stunden. Frei¬ 
lich würde auch diese kurze Frist genügen, um sich 
von Belgrad aus in Petersburg Weisungen zu holen. 
Sollten die Serben alle gestellten Forderungen an¬ 
nehmen, so wäre das eine Lösung, die ihm „sehr un¬ 
sympathisch4 ‘ wäre, und er sinne noch darüber nach, 
welche Forderungen man stellen könne, die 
Serbien eine Annahme völlig unmöglich 
machen würden. 
Der Minister klagte schließlich wieder über die 
Haltung des Grafen Tisza, die ihm ein energisches 
3) Die Worte Tschirschkys „bildet... die Hauptsorge“ von Jagow im Telegramm an 
den Kaiser in „wird... erwogen“ geändert; „erwogen“ vom Kaiser unterstrichen, am 
Rand seine Bemerkung: „dazu haben... gehabt.“ 
*) Siehe Nr. 3i. 
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