Volltext: Diplomatische Geheimakten aus russischen, montenegrinischen und sonstigen Archiven (Band II 1929)

Nr. 905. 
Der russische Gesandte in Belgrad an den 
russischen Außenminister.*) 
Geheimtelegramm. Belgrad, den ‘Februar I9I^‘ 
Nr. . 
Abschrift nach Paris und Wien. 
222 erhalten. Da Paschitsch abwesend ist, habe ich mit Patschu ge¬ 
sprochen, der ihn vertritt* 2). Die serbische Regierung findetidieTeilnahme 
Italiens an der Internationalisierung der Orientbahn nicht erwünscht, da 
sie zu neuen Verwicklungen führen kann. Aber die unversönliche Haltung 
des römischen Kabinetts läßt Patschu befürchten, daß es nicht möglich 
sein wird, Italien fernzuhalten. So hat dieser Tage der hiesige italieni¬ 
sche Gesandte der serbischen Regierung eine Note übergeben, die in 
allerkategorischester Weise erklärt, Italien werde keinerlei Eisenbahn¬ 
abkommen anerkennen, das ohne sein Wissen abgeschlossen werde, und 
der italienische Delegierte werde in der Pariser Finanzkommission einen 
entscheidenden Protest gegen die in Wien geführten Verhandlungen er¬ 
heben. Nach geheimen, sehr zuverlässigen Nachrichten, die man hier be¬ 
sitzt, wird Italien von Berlin her in diese Rolle gedrängt, da man in 
Berlin mit dem Vorgehen Österreichs sehr unzufrieden ist, das darauf 
ausgeht, sich eine bevorrechtigte wirtschaftliche Stellung in Serbien zu 
schaffen und bereit ist, letzterem materiell behilflich zu sein, die Orient¬ 
bahn anzukaufen. Eine endgültige Entscheidung wird Serbien nach der 
Rückkehr von Paschitsch mitteilen, der mit Venizelos heute abend er¬ 
wartet wird. 
Hartwig. 
Nr. 906. 
Bericht des russischen Gesandten in Belgrad 
an den russischen Außenminister3) 
vom 11./2 4- Februar 1914. 
Nr. 7. 
Während des Aufenthaltes Venizelos’ und Paschitschs in Bukarest 
waren in der Balkanpresse und in den europäischen Zeitungen Nach¬ 
richten über den erfolgten Beitritt Rumäniens zum serbisch-griechisch¬ 
montenegrinischen Bunde verbreitet worden. 
x) Iswolski Bd. IV, Nr. 1269, S. 54- 
2) Paschitsch befand sich damals in Petersburg, wo ihm volle Unterstützung ver¬ 
sprochen wurde. Siehe Bd.I, Aktenstück Nr. 399, S. 4i4ff- 
3) Benckendorff Bd. III, Nr. io38, S. 257. 
32 Bo ghitsche witsch, Serbien II. 
497
	        
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