notwendigen Ausgaben für die Unterhaltung der Armee. Ein derartiges
Assignieren ist der montenegrinischen Regierung durchaus möglich, denn
die Staatseinkünfte beliefen sich in diesem Jahre auf 91/2 Millionen
Kronen. Auf uns würden also jährlich ö1/^ Millionen Kronen entfallen,
d. h. etwas über 2 Millionen Rubel. In dem Entwurf ist auch die Orga¬
nisation der Artillerie und anderer technischer Truppen vorgesehen, was
unserer Militärverwaltung die Möglichkeit gibt, die Ausgaben für die Be¬
waffnung der Armee zu berechnen, die nicht auf einmal, sondern im
Laufe der nächsten Jahre ausgeführt werden könnte, was unsere Finanz¬
operation zwecks technischer Ausrüstung der montenegrinischen Armee
wesentlich erleichtern würde. Was die Anzahl der Instrukteure betrifft,
so ist diese auf 17 Offiziere und 79 Unteroffiziere veranschlagt. Zum
Schluß verweile ich bei den im Erlaß Euerer Exzellenz erwähnten neuer¬
lichen Versuchen des Herrn Paschitsch, in die montenegrinische Armee
wenigstens einige serbische Unteroffiziere zu bringen. Diese Versuche
erscheinen mir sehr seltsam, nachdem Herr Paschitsch unseren Gründen
bezüglich der Notwendigkeit, die montenegrinische Armee unter unserer
Mitwirkung zu organisieren, zugestimmt hat. (Siehe Telegramm Hart¬
wigs vom 17. November igi3, Nr. 1390) und ganz unerklärlich von
einem in politischen Geschäften so erfahrenen Mann, wie es der Chef
des Belgrader Kabinetts ist, der nicht umhin kann, anzuerkennen, wie
schwierig die Verwirklichung dieses Gedankens bei der jetzigen politi¬
schen Konstellation ist, — wenn er nicht etwa mit der östlichen Politi¬
kern eigenen Hinterlist und Gleichgültigkeit in der Wahl von Mitteln
unsere machtvolle Unterstützung in dem dann unvermeid¬
lichen und gewiß vorzeitigen Kampfe Serbiens gegen die
österreichische Monarchie auszunutzen gedenkt. (!) Aus
meinem im Januar erstatteten Bericht ist Euerer Exzellenz bekannt, daß
ich ein überzeugter Anhänger einer tatkräftigen Unterstützung des
wiederbelebten serbischen Königreiches bin; aber gerade deshalb halte ich
es für notwendig, sowohl Serbien als auch das mit ihm verwandte
Montenegro vor übereilten Plänen ihrer Politiker zu bewahren. Seien sie
auch talentvoll wie die des Herrn Paschitsch, sie zeichnen sich doch fast
immer durch Mangel an weitem Blick aus infolge eines gewissen
Provinzialismuses der politischen Gedanken, wie er den Politikern kleiner
Reiche eigen ist. Durch diesen Provinzialismus bin ich auch geneigt, die
oft von mir beobachtete Erscheinung zu erklären, daß selbst die besten
Balkandiplomaten in intellektueller Hinsicht den mittelmäßig begabten
europäischen Diplomaten bedeutend nachstehen. Deshalb dürfen die
Großmächte, wenn sie den kleinen Reichen Unterstützung und Hilfe
erweisen — wie es unser Vaterland immer tut, die Führung und Ini¬
tiative nie aus der Hand lassen.“
496