Volltext: Diplomatische Geheimakten aus russischen, montenegrinischen und sonstigen Archiven (Band II 1929)

gegen die in ihren Händen befindlichen Bons nehmen, mit der Verpflich¬ 
tung, diese 75 Millionen für 3 Monate zu behalten, um nicht den Markt 
zu belasten. Die Anleihe ist fünfprozentig. Der Emissionskurs beträgt 
93,2 5 für 100. Die Serben erhalten 84,75. 
Is wolski. 
Nr. 901. 
Sehr geheimes Schreiben des russischen Gesandten in 
Bukarest an den russischen Außenminister1' 
vom 11./2 4- Januar 1914. 
Nachdem ich mit den hervorragendsten politischen Führern Rumäniens 
Fühlung genommen habe, möchte ich in vorliegendem Schreiben meine 
ersten Eindrücke zusammenfassen und gewisse Folgerungen ziehen, wo¬ 
bei ich mich im voraus für eine gewisse Flüchtigkeit und vielleicht sogar 
Oberflächlichkeit entschuldigen muß, die sich aus dem Umstande er¬ 
geben, daß ich erst kurze Zeit in Bukarest bin. 
Wie Euerer Exzellenz bekannt ist, ist mir in hiesigen Regierungskrei¬ 
sen ein äußerst warmer Empfang zuteil geworden, und man hat mir 
gegenüber immer wieder die Gefühle aufrichtiger Freundschaft zu Ru߬ 
land hervorgehoben. Denselben Empfang habe ich auch in der hiesigen 
Gesellschaft gefunden; ich habe mit früheren Ministern. Senatoren, De¬ 
putierten und verschiedenen Führern der rumänischen Armee gespro¬ 
chen, wobei die Unverantwortlichkeit all dieser Personen es ihnen mög¬ 
lich gemacht hat, ihre Gedanken und ihre Gefühle noch deutlicher zum 
Ausdruck zu bringen. 
Dies alles bestätigt meiner Ansicht nach die von meinem Vorgänger 
hervorgehobene und auch von meinem französischen und englischen 
Kollegen betonte Tatsache, daß in der hiesigen öffentlichen Meinung ein 
bedeutender, ja vielleicht ein entscheidender Umschwung zu¬ 
gunsten Rußlands eingetreten ist. 
Außerdelm muß man beachten, daß die Ereignisse des letzten Jahres, 
welche bei den Rumänen, in erster Linie bei den militärischen Führern, 
das Vertrauen auf ihre eigene Kraft erweckten, gleichzeitig auch die 
irredentistischen Bestrebungen gestärkt haben. Diese letz¬ 
teren richten sich natürlich nicht so sehr auf Bessarabien wie auf Trans¬ 
sylvanien mit seinen drei Millionen Rumänen. Dieser letztere Um¬ 
stand erhöht natürlich auch die Sympathien Rumäniens zu Rußland. 
Wenn man in Betracht zieht, daß Rumänien als eine Macht gilt, die 
sich schon seit langem dem Dreibunde angeschlossen hat, so haben die 
Erklärungen der hiesigen Minister, daß Rumänien völlige Aktionsfreiheit 
Benckendorff Bd. III, Nr. io34, S. 2 48.
	        
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