Volltext: Diplomatische Geheimakten aus russischen, montenegrinischen und sonstigen Archiven (Band II 1929)

in der Kommission der Entente anzuschließen, hat er erklärt, daß es, 
soviel er wisse, keine offiziellen Verträge zwischen England und irgend¬ 
einem anderen Staate gäbe. England wünsche mit allen Staaten in einer 
freundschaftlichen Entente zu leben. In der albanischen Frage würde er 
sich lediglich von seinem Gewissen leiten lassen. 
von Laff ert. 
Major. 
Nr. 892. 
Der Delegierte zur nordalbanischen Grenzkommission 
Major von Laffert, z. Z. in Dibra, 
an den Reichskanzler von Bethmann Hollweg. *) 
Ausfertigung. 
Nr. 10. Dibra, den 2 2. November 1913. 
Seit drei Tagen ist die Kommission hier. Das von mir schon erwähnte 
Zusammengehen des englischen Deputierten mit denen der Dreibund- 
mlächte* 2) hat sich, in erster Linie durch die ungeschickt provozierende 
Art des Franzosen, nunmehr zu einem festen Block herausgebildet. Dem¬ 
gegenüber treiben der Russe und der Franzose eine Art von Obstruktion, 
die sich in den weitgehendsten Forderungen für Serbien ausspricht und 
eine Entscheidung durch immer neue Ein wände zu verzögern sucht. 
Um nicht jede weitere Arbeit unmöglich zu machen, hat die Mehrheit 
beschlossen (das Prinzip der Majorität gilt leider nur in formalen Fra¬ 
gen), dort, wo keine Einigung zu erzielen war, alle nötigen Elemente 
durch die Topographen aufnehmen zu lassen, und dann die Arbeit 
weiterzuführen. Hierdurch ist es möglich, bei einer späteren Einigung, 
die entweder durch die Kommission oder durch die Regierungen erfol¬ 
gen wird, das strittige Grenzstück festzusetzen, ohne daß die Kommission 
noch einmal dorthin zurückzukehren braucht. 
So ist das Stück vom Strizak im Jablanizagebirge bis nach Lukowo 
am Drin noch unentschieden geblieben, und dasselbe wird voraussichtlich 
hier bei Dibra der Fall sein, wo die Forderungen der Minorität weit über 
das Londoner Protokoll hinausgehen. 
Der Engländer ist besonders über das mangelnde Taktgefühl des 
Russen und Franzosen verstimmt. Diese benehmen sich, als wenn sie 
nicht einer internationalen Kommission angehören, die doch wenigstens 
unparteiisch scheinen soll, sondern als wenn sie Vertreter Serbiens 
wären. Sie empfangen allein serbische Deputationen, reiten zur Besieh-* 
*) Die Große Politik Bd. 36 (I. Hälfte), Nr. 18999, S. 23o. 
2) Vgl. das vorhergehende Aktenstück. 
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