Volltext: Diplomatische Geheimakten aus russischen, montenegrinischen und sonstigen Archiven (Band II 1929)

nizelos’ in Nisch stattfindet und er Grund zur Annahme habe, daß auch 
ein bulgarischer Delegierter sich in den nächsten Tagen dahin begeben 
werde, um die direkten Verhandlungen zu beginnen. Es sei somit eigent¬ 
lich das bereits im Zuge, was durch die projektierte Kollektivdemarche 
erreicht werden sollte. 
Hievon abgesehen, teilt Herr Sasonow aber ganz Auffassung Euer 
Exzellenz. Auch er ist der Ansicht, daß es sich zunächst um das Auf¬ 
hören der Feindseligkeiten handle und die Details der Delimitation eben 
den Verhandlungen Vorbehalten werden müssen. Wenn diese, was Herrn 
Sasonow lieber wäre, auf direktem Wege zu einem Ergebnis führen 
sollte, so steht auch er auf dem Standpunkt, daß das Ergebnis, was 
imtmer es sei, der Ratifikation durch die Mächte bedürfe, welche es zu 
überprüfen haben werden. 
Bezüglich der Haltung der Türkei sagte mir Herr Sasonow, er habe 
bereits wiederholt der Pforte eindringlichst Vorhalten lassen, daß die 
Linie Enos—Midia unter Mitwirkung der Großmächte festgesetzt wor¬ 
den sei und daher an derselben nicht mehr gerüttelt werden dürfe. 
Herr Sasonow hob hervor, daß Interessen der Monarchie und Ru߬ 
lands auf dem Balkan sich vollkommen decken (?!), da beide wün¬ 
schen, daß das Gleichgewicht dortselbst erhalten bleibe. 
Nr. 82g. 
Der russische Botschafter in Paris 
an den russischen Außenminister. *) 
Geheimtelegramm. Paris, den 3./16. Juli 1913. 
Nr. 336. 
Ihr Telegramm Nr. 1946 erhalten. Erbitte dringend Weisungen. 
Heute hat der bulgarische Gesandte auf Grund eines ihm unmittelbar 
von König Ferdinand übersandten Telegramms eine Audienz beim Prä¬ 
sidenten der Republik erbeten und ihm in Gegenwart Pichons mitgeteilt, 
daß die Rumänen Varna besetzt hätten und sich anschickten, die Donau 
zu überschreiten, um auf Sofia zu marschieren. König Ferdinand flehe 
Frankreich an, auf die sofortige Einstellung der Feindseligkeiten zu 
dringen. Bulgarien sei bereit, die Frage der Friedensbedingungen der 
Entscheidung sämtlicher Großmächte zu überlassen. Ich sprach Pichon 
sofort nach dieser Audienz und teilte ihm auf Grund Ihres soeben er¬ 
haltenen Telegramms mit, daß der schnelle Abschluß des Friedens Ihrer 
Ansicht nach durch die Entsendung eines bulgarischen Bevollmächtigten 
zu dem von Paschitsch vorgeschlagenen Kongreß der Vertreter Serbiens 
und Griechenlands und durch unmittelbare Verhandlungen zu erreichen 
Iswolski Bd. III, Nr. 957, S. 205. 
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