Volltext: Diplomatische Geheimakten aus russischen, montenegrinischen und sonstigen Archiven (Band II 1929)

daß nun, soll das europäische Konzert nicht zum Gelächter werden, un¬ 
gesäumt ernste Maßregeln ergriffen werden müssen, um dem Willen der 
Mächte endlich Geltung zu verschaffen. Ich betonte hiebei, daß die 
Monarchie durchaus nicht den Wunsch habe, sich von den anderen Mäch¬ 
ten zu trennen, daß aber, wenn diese zu einem weiteren energischen 
Handeln nicht zu bewegen seien, für Österreich-Ungarn nichts anderes 
übrigbleiben würde, als eben selbst für die Durchführung der getroffe¬ 
nen Vereinbarungen durch eine Separataktion Sorge zu tragen. 
Euer Exzellenz hätten daher den Vorschlag gemacht, zu weiteren ge¬ 
meinsamen Koerzitivmaßregeln zu schreiten und sei ich beauftragt, ihn, 
Herrn Sasonow, zu ersuchen, dem russischen Botschafter in London ent¬ 
sprechende Instruktionen mit aller möglichen Beschleunigung zu erteilen. 
Herr Sasonow erwiderte mir, die Frage der Zugehörigkeit Skutaris 
sei eine res judicata, auf die in keinem Falle zurückgekommen werde»n 
könne, so daß darüber keinerlei Zweifel bestehe, daß König Nikolaus 
die Stadt werde wieder räumen müssen. 
Der Herr Minister sicherte mir zu, er werde ungesäumt an Grafen 
Benckendorff telegraphieren, um ihm Unveränderlichkeit seines Stand¬ 
punktes bezüglich Skutaris mitzuteilen, das unbedingt bei Albanien blei¬ 
ben müsse. Gleichzeitig gedenke er auch Vorschläge zu formulierten, 
welche seiner Meinung nach zur raschesten Erreichung der Evakuierung 
Skutaris durch die Montenegriner führen könnten. 
Nr. 796. 
Graf Szécsen an Graf Berchtold. *) 
Telegramm. Paris, 24. April 1913. 
Minister des Äußeren teilt mir gestrige Beschlüsse der Botschafter¬ 
reunion betreffs Skutari mit und meinte, daß diese den Wünschen Euer 
Exzellenz entsprechen dürften. 
Ich bemerkte, daß die Reunion, wie so oft, die Absichten der Mächte 
zwar energisch formuliert, aber leider wieder unterlassen habe, zu sagen, 
was geschehen solle, wenn Montenegro diesen Wünschen nicht Rechnung 
trage. Herr Pichón sagte: «C’est une mise en demeure si positive que 
le Monténégro devra en tenir compte. Si contre toute probabilité le Monté¬ 
négro refusait de se soumettre aux décisions des Puissances, il est évident 
qu’il faudra envisager des mesures coercitives et Vous pouvez être sûr 
que le Gouvernement Français est bien décidé à faire triompher la vo¬ 
lonté de l’Europe.» 
*) Österreichisches Rotbuch Nr. 466, S. 24o. 
4o2
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.