Nr. 732.
Herr von Ugron an Graf Berchtold.1)
Telegramm. Belgrad, den 2. Dezember 1912.
Herr Jovanovic kam heute wieder auf die Hafenfrage zu sprechen und
sagte mir, Serbien habe sich wohl mit der Frage der albanesischen
Autonomie abfinden müssen, es könne aber auf einen eigenen Ha¬
fen an der Adria unmöglich verzichten.
Nr. 733.
Aide mémoire.
Reinschrift.
Vom österreichisch-ungarischen Botschafter in Berlin Grafen Szögyenyi-
Marisch am 4- Dezember 1912 überreicht1 2).
Das Minimum der von Österreich-Ungarn als Voraussetzung der von
der k. und k. Regierung zu gewährenden Zustimmung zur Neuordnung
der territorialen Gestaltung des Balkans auf gestellten Forderungen be¬
steht in folgendem:
1. Garantien, daß Serbien mit Österreich-Ungarn in Frieden und
Freundschaft leben werde.
2. Ausdrücklicher Verzicht Serbiens auf Gebietserweiterung in Albanien
oder an der adriatischen Küste und Anerkennung des einzuführen¬
den Zustandes in Albanien.
3. Die freie Entwicklung Albaniens.
4. Die Befriedigung berechtigter Wünsche Rumäniens.
5. Sicherstellung der kommerziellen und verkehrspolitischen Interessen
der Monarchie in Saloniki.
An dem Wesen dieser vorstehenden Punkte hält die k. und k. Regie¬
rung unabänderlich fest und ist nur bezüglich der Form ihrer Durch¬
führung zu einem etwa ohne Schädigung der Sache möglichen Ent¬
gegenkommen bereit; das Betreten eines Kompromißweges bezüglich
dieser Angelegenheiten ist für Österreich-Ungarn ausgeschlossen.
1) Österreichisches Rotbuch 1912, Nr. i45, S. 76.
2) Die Große Politik Bd. 34, I, Nr. I2 5n, S. 16.
336