Volltext: Diplomatische Geheimakten aus russischen, montenegrinischen und sonstigen Archiven (Band II 1929)

Nr. 722. 
Telegramm des russischen Botschafters in London 
an den russischen Außenminister1) 
vom! 13./26. November 1912. 
Nr. 345. 
Grey hat Buchanan beauftragt, Ihnen seine Ansicht über die Veröffent¬ 
lichung Pa-schitschs in der „Times“ mitzuteilen und Ihre Zustimmung 
zu seiner beabsichtigten Erklärung in Belgrad zu erbitten. Grey ist von 
Lichnowsky und Mensdorff über die Veröffentlichung befragt worden 
und hat sich darauf beschränkt, ihnen zu erklären, daß er sie unzeit¬ 
gemäß und bedauerlich finde, da diese Frage zu denjenigen 
gehöre, deren Lösung die Mächte sich Vorbehalten müßten. Er fügte 
hinzu, er wolle mir gegenüber nicht verheimlichen, daß diese Veröffent¬ 
lichung der Form und dem Inhalt nach sehr verhängnisvoll 
und so sehr geeignet sei, den Dingen eine schlimme Wen¬ 
dung zu geben, daß er es für nötig halte, seine Ansicht in 
Belgrad deutlich zum Ausdruck zu bringen. Grey hat weiter 
nichts gesagt, aber er hofft augenscheinlich, daß Sie diesen Zwischenfall 
Ihrerseits nicht ohne weiteres übergehen werden. 
Benckendorff. 
Nr. 723. 
Der Botschafter in Wien von Tschirschky 
an den Reichskanzler von Bethmann Hollweg.s) 
Ausfertigung. 
Nr. 396. Wien, den 27.November 1912. 
(pr. 29. November.) 
Der Artikel, den die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ in ihrer 
gestrigen Nummer an der Spitze des Blattes brachte* 3), in welchem gegen 
*) Graf Benckendorff Bd. II, Nr. 7З6, S.5o6. 
2) Die Große Politik Bd. 33, Nr. 12 453, S. 4з4- 
3) Der vom 26. November 1912 datierte Artikel hat folgenden Wortlaut: „Die 
hiesige Börse war heute ungünstig beeinflußt durch einen Artikel der »Neuen Ge¬ 
sellschaftlichen Korrespondenz', der sich auf eine ,besondere vorzüglich unterrichtete 
Seite* beruft. Er enthält folgende tatsächliche Behauptungen: 1. Der russische Minister 
Sasonow habe vor vier Tagen seinen Standpunkt in der serbischen Hafenfrage ge¬ 
ändert. Dies ist schon deshalb unrichtig, weil die Mächte übereingekommen sind, sich 
in keiner einzelnen Frage aus dem Balkanproblem zum voraus festzulegen. 2. Öster¬ 
reich-Ungarn habe fünf Armeekorps mobilisiert. Dies entspricht nicht den Tatsachen, 
wie sich jedermann aus den offiziellen Wiener und Budapester Darlegungen über- 
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