Volltext: Diplomatische Geheimakten aus russischen, montenegrinischen und sonstigen Archiven (Band II 1929)

Nr. 706. 
Der Gesandte in Belgrad Freiherr von Griesinger 
an das Auswärtige Amt.1) 
Entzifferung. 
Telegramm. Belgrad, den 16. November 1912. 
Nr. 44. 
Infolge der neuerdings abgegebenen Erklärungen des russischen Ge¬ 
sandten, der Mäßigung und Zurückhaltung empfahl und davor warnte, 
auf die unbedingte Unterstützung Rußlands bei allen Forderungen, ins¬ 
besondere der des Adriahafens, zu rechnen* 2), herrscht hier eine geradezu 
verzweifelte Stimmung. Herr Jowanowitsch3) erklärte meinem öster¬ 
reichischen Kollegen, die Regierung sei gegenüber der Militärpartei ohn¬ 
mächtig, man nötige Herrn Paschitsch zur Abdankung und liefere den 
König der Militärpartei aus. Was daraus entstehe, dafür könne niemand 
gutstehen. 
Wenn auch nach dem, was hier an Chauvinismus in den letzten 
Tagen auch von Mitgliedern der Regierung geleistet wurde, die Ent¬ 
täuschung leichter verständlich ist, so scheinen mir trotzdem die Äuße¬ 
rungen Jowanowitsch’ gegenüber Herrn von Ugron zunächst ein Bluff, 
um Österreich-Ungarn entgegenkommender zu machen. 
Griesinger. 
Nr. 707. 
Der Botschafter in Wien von Tschirschky 
an das Auswärtige Amt.4) 
Entzifferung. 
Telegramm. Wien, den 17. November 1912. 
Nr. 125. (eingetroffen am 18. November). 
Ganz vertraulich. 
Graf Berchtold hat keine guten Nachrichten aus Serbien. Eine offi¬ 
zielle Antwort der serbischen Regierung auf die Schritte des Herrn 
Ugron ist bisher noch nicht eingetroffen. Aus einem Gespräch, das 
österreichischer Gesandter mit Sektionschef Jowanowitsch, dem zukünf¬ 
tigen serbischen Gesandten, hier gehabt hat, geht aber hervor, daß die 
Serben auf ihrem intransigenten Standpunkt verharren und den Kopf 
*) Die Große Politik Bd. 33, Nr. 12 384, S.345. 
2) Vgl. Nr.i2 373, S.33i, Fußnote*). 
s) Generalsekretär im Ministerium des Äußern. 
4) Die Große Politik Bd. 33, Nr. 12 3go, S. 353. 
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