Volltext: Diplomatische Geheimakten aus russischen, montenegrinischen und sonstigen Archiven (Band II 1929)

Nr. 693. 
Der Gesandte in Belgrad Freiherr von Griesinger 
an das Auswärtige Amt.1) 
Entzifferung. 
Telegramm. Belgrad, den 10. November 1912. 
Nr. 3g. 
Herr von Urgon hat nach Rückkehr aus Budapest mit Ministerpräsi¬ 
denten Paschitsch eine Aussprache gehabt, worin er ihm erklärt, daß 
österreichisch-ungarische Regierung weitgehendes Entgegenkommen in 
allen wirtschaftlichen Fragen und territorialen Expansionsbestrebungen 
zeigen werde, soweit dies mit dem von Serbien proklamierten „ethnischen 
Prinzip“ vereinbar sei* 2). Das schließe natürlich den Zugang zur Adria 
durch Albanien aus. — Herr Paschitsch erwiderte, er werde sofort sich 
zu Seiner Majestät dem Könige begeben und ihm berichten, auch gleich¬ 
zeitig mit den Verbündeten sich ins Benehmen setzen. Er müsse aber 
jetzt schon erklären, daß Bevölkerung und Militär den Adriahafen als 
Lebensbedingung betrachte und jede Regierung, die sich dem widersetzen 
würde, weggefegt würde. Eine ähnliche Sprache hat Herr Paschitsch 
dem italienischen Geschäftsträger3) gegenüber geführt. 
Griesinger. 
Nr. 694. 
Herr von Ugron an Graf Berchtold.4) 
Telegramm. Belgrad, n.November 1912. 
Mit Bezug auf Telegramm vom 8. 1. M. 
Ich hatte heute nachmittag eine einstündige Unterredung mit Herrn 
Pasic und habe mich bei Ausführung des hohen Auftrages genau im 
Sinne der in Budapest erhaltenen mündlichen Instruktionen ausge¬ 
sprochen. 
Der Herr Ministerpräsident führte aus, unsere Erklärung, daß wir ein 
definitives Festsetzen Serbiens an der Adria nicht zugeben würden, er¬ 
fülle ihn mit größter Besorgnis. 
Serbien könne auf einen Hafen am Adriatischen Meere absolut nicht 
verzichten, dies sei für dasselbe eine Existenzbedingung. 
!) Die Große Politik Bd. 33, Nr. 12 354, S.3o8. 
2) Vgl. Nr. i2 35o, Fußnote**). 
3) Rinelia. 
^Österreichisches Rotbuch 1912, Nr. 87, S.5o. 
3oi
	        
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