Volltext: Diplomatische Geheimakten aus russischen, montenegrinischen und sonstigen Archiven (Band II 1929)

hier ist auch der Plan zur Fabrikation der Bomben gefaßt worden, die, 
nach' ihrer Herstellung einige Zeit im Klublokal versteckt, später in 
Montenegro Verwendung finden sollten. 
Nicht einverstanden mit diesen ihm erst allmählich klar werdenden 
Plänen gegen Montenegro, wandte Nastitsch Belgrad den Rücken, um 
dann in dem Hochverratsprozesse in Cetinje — wie man glaubt gegen 
Bezahlung — jene den serbischen Hof und die Regierung bloßstellen¬ 
den Aussagen zu machen. Die hiesigen Zeitungen nahmen dies zum 
Anlaß, sehr scharf über den „Verleumder“ Nastitsch herzufallen. Auf¬ 
gereizt durch den Ton der serbischen Zeitungen, hat sich Nastitsch wohl 
rächen wollen und zu diesem Zwecke seine Flugschrift „Finale er¬ 
scheinen lassen. 
Die öffentliche Meinung ist jetzt vollends empört über die denunzia- 
torische Tätigkeit Nastitsch’s, durch welche er die südungarischen Ser¬ 
ben und gleichzeitig die hiesige Regierung und den Hof hochverräte¬ 
rischer Umtriebe bezichtigt. Indessen ist es auffallend, daß 
in den vielen Artikeln, die über Nastitsch jetzt in der 
serbischen Presse erscheinen, so gut wie nichts Posi¬ 
tives zur Widerlegung seiner Behauptungen vorgebracht 
wird1), sondern man sich nur in allgemeinen Redensarten über seine 
Unglaubwürdigkeit bewegt und vor allem seine bodenlose Schlechtigkeit 
hervorhebt, die ihn zu einem bezahlten Spion der ungarischen Regierung 
hat werden lassen. Speziell wirft man ihm vor, daß er im Dienst des 
Banus Rauch stände, der durch Kompromittierung der ungarischen 
Serben hoffe, die Kroaten von den serbischen „Hochverrätern“ ab- 
ziehen und dadurch die ihm äußerst unangenehme serbisch-kroatische 
Koalition sprengen zu können. 
Die hiesige Regierung ist eifrig bemüht, Nastitsch als einen Phan¬ 
tasten hinzustellen, zu dem weder sie noch der Königlich Serbische Hof 
irgendwelche Beziehungen hätte. 
So sagte mir auch Herr Milowanowitsch, als ich mit ihm auf diese 
Angelegenheit zu sprechen kam, daß Nastitsch durchaus nicht ernst 
zu nehmen sei. Er sei ein junger Mensch, der sich mit anderen jungen 
Leuten zusammengetan und deren phantastische Ideen als Absichten 
des Hofes und der Regierung hingestellt hätte. Der von Nastitsch er¬ 
wähnte Plan Serbiens, eine revolutionäre Bewegung gegen ein benach¬ 
bartes Land vorzunehmen, sei vollständig absurd. Er wäre selbst ein¬ 
mal Student gewesen, und er wisse, welche Ideale den Studenten vor¬ 
schwebten — aber nie wäre von Kroaten die Rede gewesen. Auch die 
Behauptung des Nastitsch, daß der beschuldigte Hauptmann Jascha 
Nenadowitsch1 ein naher Verwandter des Königs sei, bestritt der Mi¬ 
nister auf das entschiedenste. Der König sei nicht mit allen Mitgliedern 
1) Genau so wie jetzt in der Frage der Verantwortlichkeit der serbischen Regierung 
am Ausbruche des Weltkrieges. D. V. 
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