Nr. 659.
Der russische Gesandte Nekljudow, Sofia, an den Mi¬
nister des Äußern S.D.Sasonow in Petersburg.1)
Sehr vertraulich. Sofia, den 6./19. Oktober 1912.
Sehr geehrter Herr Sergei Dimitriewitsch!
Indem ich mich auf meine persönlichen Geheimtelegramme berufe,
habe ich die Ehre, anbei Eurer hohen Exzellenz den Schuldschein der
interessierten Personen, datiert 2. September dieses Jahres, zuzusenden.
Empfangen Sie, geehrter Herr, die Versicherung meiner tiefen Hoch¬
achtung und vollkommenen Ergebenheit, mit welcher ich die Ehre habe
zu sein Ew. hohen Exzellenz ergebenster Diener.
(gez.) Nekljudow.
Ich Endesunterzeichneter bestätige hiermit, daß ich heute am 2. Sep¬
tember 1912 von der russischen Regierung leihweise eine Summe in der
Höhe von drei Millionen Franken in Gold erhalten habe, welche ich mich
verpflichte, an dieselbe russische Regierung zurückzuzahlen, zusammen
mit den ausbedungenen 5 Prozent für jährlichen Zinsen- und Tilgungs¬
dienst oder in regelmäßigen halbjährlichen Zahlungen im Betrage von
fünfundsiebzigtausend Franken in Gold jeden i.März und 1.September
vom i.März 1913 an bis zur endgültigen Tilgung der ganzen entliehenen
Summe im Laufe von fünfundzwanzig Jahren und sieben Monaten. Die
Zahlung der obengenannten Summe stelle ich ausdrücklich durch meinen
eigenen unbeweglichen Besitz sicher, der sich in Bulgarien in der Um¬
gebung der Stadt Sofia befindet, und zwar durch den mir als Privat¬
besitz gehörenden Palast ,„Wrana“ mit allen zu diesem Palast gehören¬
den Gebäuden und mit Grund und Boden im Umfange von vier Millionen
Quadratmetern, die auf ungefähr drei Millionen Franken in Gold zu
schätzen sind. Zur Beglaubigung des oben Dargestellten unterzeichne ich
Sofia, 2. September 1912.
(gez.) Ferdinand.
Nr. 660.
Graf Berchtold an Herrn von Ugron in Belgrad.* 2)
Telegramm. Wien, 20. Oktober 1912.
Gestern hat der serbische Gesandte hier die Kriegserklärung an die
Türkei notifiziert.
Ich habe heute Herrn Simic empfangen und ihm erklärt, daß Serbien
unseren Intentionen zuwider gehandelt habe, als es ein weitgehendes, mit
*) Russische Dokumente, S.57. Siehe Nr. 549-
2) Österreichisches Rotbuch 1912, Nr. 56, S. 34-
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