Volltext: Diplomatische Geheimakten aus russischen, montenegrinischen und sonstigen Archiven (Band II 1929)

fahrenheit in der Türkei, die bei Kriegsausbruch sofort aufhören würde, 
rechnen dürfe. Die Türken würden „wie ein Mann“ gegen Bulgarien 
marschieren. 
Lucius. 
Nr. 6o4. 
Der Gesandte in Cetinje von Eckardt 
an das Auswärtige Amt. *) 
Telegramm. Entzifferung. 
Nr. 3o. Cetinje, den 16. September 1912. 
Von Montenegro favorisiert kämpfen Malissoren erfolgreich weiter. 
Wenn Rußland nicht seine Armeesubvention zurückhält oder Finanz¬ 
misere mit zirka einer Million Rubel beseitigt, wird Ministerium und 
öffentliche Meinung König voraussichtlich zu offener Provokation 
zwingen2). 
Eckardt. 
Nr. 6o5. 
Der russische Außenminister an die Vertreter Ru߬ 
lands in Paris, Wien, London, Berlin, Rom und Kon- 
stantinopel.8) 
Telegramm Nr. 1827. Petersburg, den 4«/I7‘ September 1912. 
Gestern erhielt ich den Besuch des Gesandten von Bulgarien. Aus 
meiner Unterredung mit ihm habe ich den Eindruck gewonnen, daß die 
Eröffnung der Feindseligkeiten zwischen Bulgarien und der Türkei un¬ 
vermeidlich ist, falls die Mächte nicht mit friedlichen Mitteln von der 
Türkei die Erfüllung der bulgarischen Forderungen erreichen können, 
die die Verwirklichung der in Artikel 23 des Berliner Vertrages vorge¬ 
sehenen Reformen in Mazedonien betreffen. 
- 1 
*) Die Große Politik. Bd. 33. Nr. 12 i46, S. io5. 
2) Nach späteren Angaben des Sektionschefs Baron Macchio zu Botschafter von 
Tschirschky (vgl. dazu Kap. CCLXIII, Nr. 12 261) wäre gerade drei Tage vor der 
montenegrinischen Kriegserklräung (8. Oktober) in Cetinje aus Rußland eine Summe 
von einer halben Million Rubel eingetroffen. Baron Macchio wollte daraus schließen: 
entweder treibe Sasonow selbst ein doppeltes Spiel, oder die russische Regierung sei so 
ohnmächtig, daß sie Maßnahmen anderer russischer Kreise, die die amtliche Politik 
direkt konterkarierten, zu verhindern nicht imstande sei. Auch ein Vertrauter König 
Karls von Rumänien, der Administrator der Krondomänen Kalindero ließ sich Mitte 
Oktober 1912 gegen den Gesandten von Waldthausen dahin aus, daß das „von Ru߬ 
land pekuniär unterstützte Montenegro doch wohl nicht ohne Einvernehmen Ru߬ 
lands den Krieg erklärt habe“. Bericht Waldthausens Nr. 99 vom 16. Oktober; siehe 
Kap. CCLXIII, Nr. 12282. 
3) Iswolski. Bd. II. Nr. 432, S. 253. 
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