Volltext: Diplomatische Geheimakten aus russischen, montenegrinischen und sonstigen Archiven (Band II 1929)

Darlehens dem Ministerium des Kaiserlichen Hauses jährlich 60000 
Franken nach genauer Berechnung auszahlen. 
In Anbetracht dessen habe ich die Ehre, Eure Exzellenz ergebenst zu 
bitten, mir das Einverständnis des Zaren Ferdinand, dieses Darlehen zu 
den erwähnten Bedingungen entgegenzunehmen, mitzuteilen und mir 
auch zu sagen, wie es Seiner Zarischen Majestät genehm sein wird, das¬ 
selbe zu empfangen. 
Ich benutze die Gelegenheit, Sie, sehr geehrter Herr, zu bitten, die 
Versicherung meiner vollkommenen Hochachtung und aufrichtigen Er¬ 
gebenheit entgegenzunehmen. 
(gez.) Kokowzew. 
Nr. 592. 
Graf Berchtold an die k. u. k. Botschaften in Berlin, 
London, Paris, Rom und St. Petersburg.r) 
Telegramm. Wien, i3. August 1912. 
Seit der Bildung des Kabinettes Ghazi Moukthar Pascha scheint — 
übereinstimmenden Nachrichten zufolge — in der inneren Krise in der 
Türkei ein gewisser Stillstand eingetreten zu sein und ist die neue otto- 
manische Regierung mit einiger Aussicht auf Erfolg bestrebt, durch ent¬ 
sprechende Konzessionen der Aufstandsbewegung in Albanien ein Ziel 
zu setzen. 
Diesen günstigen Momenten steht allerdings die wenig erfreuliche Be¬ 
obachtung gegenüber, daß sich an verschiedenen Punkten des Balkans 
Erscheinungen zu manifestieren beginnen, die in ihrer weiteren Folge zu 
Störungen des Status quo von außen her führen könnten. 
Zu diesen Erscheinungen wären die türkisch-montenegrinischen Grenz¬ 
differenzen, das Auftauchen griechischer Banden im Epirus und vor 
allem die Aufregung zu zählen, welche sich der öffentlichen Meinung in 
Bulgarien infolge des Gemetzels von Kocana bemächtigt hat. 
Diese Stimmung in Bulgarien dürfte — wie übrigens wahrscheinlich 
auch die griechische Bandenbildung im Epirus — von der Idee beein¬ 
flußt sein, daß die Pforte die Absicht habe, den Albanesen eine Art 
Autonomie zu verleihen, beziehungsweise deren Territorium in einer den 
Interessen der anderen Balkannationalitäten zuwiderlaufenden Weise 
abzugrenzen. Bulgarischer- und griechischerseits scheint man einer sol¬ 
chen Eventualität zuvorzukommen, vielleicht auch dieselbe nur vor¬ 
schützen zu wollen, um die nationalen Aspirationen der eigenen Stam¬ 
mesgenossen zu propagieren und liegen auch Anzeichen dafür vor, daß 
die Serben in dieser Richtung nicht zurückzubleiben gedenken. 
Gegenüber dieser Auffassung der Balkannationen über die türkischer- 
1) Österreichisches Rotbuch, 1912. Nr. 1, S. 1. 
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