Volltext: Diplomatische Geheimakten aus russischen, montenegrinischen und sonstigen Archiven (Band II 1929)

vention ist bereits am 29. des verflossenen April unterzeichnet worden. 
Die serbische sowohl wie auch die bulgarische Regierung waren mit der 
Arbeit der genannten Generale durchaus zufrieden. Selbstverständlich 
zögerte König Peter keinen Augenblick, einen so wichtigen Kriegsakt zu 
ratifizieren. Dann aber kamen lange Tage und Wochen, während derer 
die serbische Regierung mit nicht geringer Unruhe den endgültigen 
Beschluß König Ferdinands in dieser Sache erwartete. 
Wie Spalaikowitsch berichtete, führt der bulgarische Monarch in 
letzter Zeit ein äußerst zurückgezogenes Leben und verbringt bisweilen 
ganze Wochen auf seinem Gut, wohin sogar die Minister zum Vorträge 
nicht zugelassen werden. Dadurch erklärte Geschow die Verzögerung 
der Ratifikation, versicherte jedoch, daß er nicht daran zweifle, daß der 
König seine Zustimmung geben werde, und daß er nur den ausführlichen 
Bericht des Generals Fitschew über die Beratungen in Bukowo erwarte. 
Dieser Tage endlich erhielt die serbische Regierung aus Sofia die 
Nachricht, daß die Ratifikation der Militärkonvention erfolgt sei. Das 
bulgarische Exemplar ist von dem gestern in Belgrad eingetroffenen 
Herrn Spalaikowitsch herübergebracht worden. Der Vorsitzende des 
Ministerrats hat mir dieses Aktenstück behufs Anfertigung 
einer Abschrift liebenswürdigerweise übergeben; diese 
Abschrift beeile ich mich in russischer Übersetzung Eurer Hohen Exzel¬ 
lenz zur geneigten Kenntnisnahme zu überreichen. 
Um Zeit zu ersparen, habe ich persönlich eine wörtliche Übersetzung 
nur von den ersten 8 besonders wichtigen Artikeln und dem letzten, dem 
XIV. Artikel, angefertigt. Die übrigen Artikel (vom IX. bis XII.), die 
sich auf nebensächliche Fragen beziehen, werden nur kurz referiert. 
Auf diese Weise ist das Freundschafts- und Bündnisabkommen zwi¬ 
schen Serbien und Bulgarien, das unerreichbar schien, in vollem Um¬ 
fange glücklich verwirklicht worden. 
Empfangen Sie, sehr geehrter Herr, die Versicherung meiner tiefsten 
Hochachtung und Ergebenheit. 
gez. Nik. Hartwig. 
Nr. 579. 
Der russische Botschafter in Paris an den russischen 
Außenminister.x) 
Streng vertraulicher Brief. 
Paris, den 
24. Mai 
6. Juni 
Í9Í2. 
Der bulgarische Finanzminister Todorow hat einige Tage hier zuge¬ 
bracht, um mit der französischen Regierung und den französischen Ban¬ 
ken die geplante Anleihe zu besprechen. Gemäß den erhaltenen Weisun- 
189 
x) Iswolski. Bd. II. Nr. 317, S. i4o.
	        
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