Volltext: Diplomatische Geheimakten aus russischen, montenegrinischen und sonstigen Archiven (Band II 1929)

heben, fraglos von einer Steigerung unseres Einflusses auf den König 
begleitet sein. Im gegebenen Augenblick steht König Ferdinand gerade 
auf dem Scheidewege zwischen uns und Österreich; da er sich eher uns 
nähert, so könnte ein ihm persönlich erwiesener Dienst einen weiteren 
Schritt zu unseren Gunsten bedeuten. 
Darum trete ich für die Erfüllung des Wunsches Seiner Majestät ein. 
Jedoch muß das Darlehen, wenn man bei uns darauf eingeht, meines 
Erachtens unbedingt, wie schon erwähnt, ohne jegliches Feil¬ 
schen, weder auf politischem noch auf finanziellem Gebiet gewährt 
werden, und zwar in der gewünschten Höhe, zu den angebotenen Be¬ 
dingungen, schnell, gänzlich konfidentiell und liebenswürdig, d. h. so wie 
es unter „Gentlemen“ üblich ist. Hierdurch werden wir den König Fer¬ 
dinand in seinen eigenen Augen heben und solche moralische Dienste 
werden häufig noch höher bewertet als materielle. 
In jedem Fall aber, d. h. ob wir auf diese Kombination eingehen oder 
nicht, ist es unbedingt erforderlich, daß vor der Allerhöchsten Genehmi¬ 
gung niemand etwas von alledem erfährt, außer Ihnen, dem Staatssekre¬ 
tär Kokowzew, mir und im äußersten Fall noch drei, vier völlig ver¬ 
trauenswürdigen Personen. 
In Erwartung einer möglichst baldigen und geneigten Ansicht über den 
Gegenstand dieses Briefes bitte ich Sie, den Ausdruck meiner Hoch¬ 
achtung und aufrichtigen Ergebenheit entgegennehmen zu wollen. 
gez. Mekljud'ow. 
Nr. 55o. 
Der russische Gesandte Nekljudow, Sofia, 
an den stellvertretenden russischen Außenminister 
2Q. November 
vom —pr-r— iQH. 
12. Dezember 
Nr. 98. • 
König Ferdinand hat bis gestern Geschoff nichts über seine Unter¬ 
redungen in Wien gesagt. Dagegen sagte er Daneff, daß er mit dem 
„alten und kranken“ Kaiser über Politik nicht gesprochen habe. Mit 
Aehrenthal hat er lange gesprochen, wobei dieser die Absichten Bul¬ 
gariens zu erfahren suchte und dem König erklärt haben soll, im Prinzip 
und unter gewissen Bedingungen würde Österreich nichts einwenden, 
wenn Bulgarien seine Grenzen in der Richtung nach Mazedonien hin er¬ 
weitern würde. Der König hat hierauf ausweichend geantwortet. Er hat 
bemerkt, daß Aehrenthal und die Wiener politischen Kreise äußerst be¬ 
unruhigt und unsicher sind. König Ferdinand hat in den letzten Monaten 
!) Krassny Archiv Tom IX S. 12. 
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.11 Boghitschewitsck., Serbien II.
	        
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