Volltext: Diplomatische Geheimakten aus russischen, montenegrinischen und sonstigen Archiven (Band II 1929)

Maßnahmen ergriffen und auch jetzt 80000 Mann kriegsmäßig aus¬ 
gerüstet an der bosnisch-herzegowinischen Grenze konzentriert habe. Ich 
erlaube mir darauf aufmerksam zu machen, daß bei Erörterung der 
möglicherweise eintretenden Ereignisse diesem Umstande besondere Be¬ 
achtung zukommen müsse. Hartwig. 
Nr. 5a5. 
Der russische Gesandte Nekljudow, Sofia, 
an das Ministerium des Äußern in Petersburg.x) 
0 „. , iq. September 
Sofl*' ItfcET ,!l"' 
Nr. 65. 
Heute teilte mir Todoroff* 2) ganz vertraulich folgendes mit: Das 
bulgarische Kabinett rechnet damit und hofft, daß der Konflikt der 
Türkei mit Italien auf die Tripolisfrage beschränkt bleiben wird. Das herbe 
Bewußtsein der Erniedrigung kann jedoch in der Türkei binnen kurzem 
innere Erschütterungen hervorrufen, die für die christlichen Staaten 
und Nationalitäten auf der Balkanhalbinsel gefährlich werden können. 
Mit Rücksicht darauf und infolge der von mir Todoroff am 16. d. M. 
erteilten Ratschläge hat das Kabinett beschlossen, jetzt schon ein mög¬ 
lichst aufrichtiges Einverständnis mit Serbien auf der Grundlage einer 
gütlichen Abgrenzung der Interessensphären auf der Balkanhalbinsel 
und beiderseitiger Einigung zwecks Erhaltung des Status quo gegen alle 
äußeren Angriffe, so auch von seiten der Türkei, falls dieselben diesen 
Interessen zuwiderlaufen würden, anzustreben. Todoroff hatte in diesem 
Sinne schon heute eine erste Besprechung mit dem serbischen Ge¬ 
schäftsträger3) und hat Geschoff und König Ferdinand gebeten, ihre 
Rückkehr nach Sofia nicht allzusehr hinauszuschieben. Außerdem ist 
Rizoff4) nach Belgrad in vertraulicher Mission gesandt worden. Ge¬ 
schoff hat auf seiner Rückreise durch Belgrad5) Milowanowitsch eine 
Zusammenkunft im Eisenbahnwagen vorgeschlagen. Todoroff bemerkte, 
daß König Ferdinand zweifellos alle diese Maßnahmen billigen, aber 
wahrscheinlich seine definitive Zustimmung davon als Hauptbediqgung 
abhängig machen wird, daß im äußersten Notfälle die verbündeten 
Serben und Bulgaren auf die Unterstützung und Hilfe Rußlands rechnen 
können. Für Bulgarien könnte diese Hilfe sich in der Hauptsache auf 
eine Rückendeckung gegen einen rumänischen Angriff beschränken. 
x) Krassny Archiv Tom. VIII, S. 18. 
2) Finauzminister, Vertreter des auf Urlaub befindlichen Ministers des Äußern 
Geschoff. 
3) Milo jewitsch. 
4) Bulgarischer Gesandter in Rom. 
ß) aus Wien. 
*34
	        
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