Volltext: Diplomatische Geheimakten aus russischen, montenegrinischen und sonstigen Archiven (Band II 1929)

den verschiedenen historischen Elementen6) zur Voraussetzung; wenn 
dieses Gleichgewicht zerstört wird, könne auch der Status quo nicht 
mehr aufrechterhalten werden. 
Die bosnische Annexion habe hauptsächlich deshalb so große Auf¬ 
regung hervorgerufen, weil man allgemein befürchte, daß sie das Gleich¬ 
gewicht am Balkan über den Haufen werfen werde7); die Aufregung 
begann erst dann zu schwinden, als das Wiener Kabinett die bestimm¬ 
testen Versicherungen gab, daß es keine weiteren Expansionen auf der 
Balkanhalbinsel anstrebt... 
Für den Botschafter 
Brockdorff-Rantzau. 
Randbemerkungen Kaiser Wilhelms II.: 
1) Unter englischem Szepter! 
2) Quatsch. 
3) Also das ist ihm in Marienhad gesagt worden! 
Ein ganz charmanter Herr der Onkel E(duard) VII! 
4) Gemischt sind sie also schon! 
ß) Aha! 
6) INur wenn diese „Historischen Elemente“ was taugen! 
7) Das ist das Fazit der Dinereinladungen in Marienbad! 
Nr. 499- 
Der Geschäftsträger in Wien Graf Brockdorff-Rantzau 
an den Reichskanzler von Bethmann Holl weg.1) 
Ausfertigung. 
Nr. 32 2. Wien, den 6. Oktober 1909. 
Herr Tscharykow scheint bereits eifrig damit beschäftigt zu sein, dem 
Gedanken der Gründung eines Balkanbundes praktisch näherzutreten. 
Die Argumente, mit denen er für diesen Gedanken bei den einzelnen 
Balkanstaaten arbeitet, unterscheiden sich allerdings wesentlich von den 
Gesichtspunkten, die Herr Tscharykow dem kaiserlichen Herrn Botschaf¬ 
ter in Konstantinopel vorgetragen hat (Erlaß Nr. i4i5 vom 16. v. M.)* 2). 
Wie ich von gutinformierter Seite vertraulich höre, hat Herr Tschary¬ 
kow der Regierung in Belgrad durch die serbische Gesandtschaft in 
Konstantinopel unlängst dringend empfohlen, sich jeder Provokation 
Österreichs zu enthalten und ohne jedes Geräusch an der Herstellung 
x) Die Große Politik Bd.27 (I. Hälfte), Nr. 9782, S.i63. 
2) Ygl. Nr. 9730, Fußnote. 
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