Volltext: Diplomatische Geheimakten aus russischen, montenegrinischen und sonstigen Archiven (Band II 1929)

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„Herr Simitsch solle sich vor Augen halten, daß die serbische Re¬ 
gierung auf dem Standpunkte stehe: der Balkan den Balkanvölkern, 
und daß sie deshalb eine Verständigung mit den anderen Balkan¬ 
staaten anstrebe, um jede fremde Invasion gemeinsam und solidarisch 
abwehren zu können. 
Serbien sei bereit, zu diesem Behufe mit Bulgarien nicht nur eine 
Zollunion, sondern auch eine Militärkonvention abzuschließen, wobei 
seiner Ansicht nach dem Fürstentume Montenegro der Beitritt offen¬ 
gehalten werden sollte. 
Was die Abgrenzung der beiderseitigen nationalen Einflußphären in 
Mazedonien betrifft, so sei Serbien jederzeit erbötig, hierüber mit Bul¬ 
garien in eine Auseinandersetzung einzutreten, und hege es von vorn¬ 
herein die Überzeugung, daß bei gegenseitiger freundschaftlicher und 
loyaler Gesinnung eine Verständigung in dieser Frage ohne jede Schwie¬ 
rigkeit auf der Basis der tatsächlichen Verhältnisse zu erzielen sein 
wird. 
Herr Simitsch solle den Inhalt und die Informationen dieser Instruk¬ 
tionsnote als streng vertraulich behandeln und sich derselben nur inso¬ 
weit bedienen, als sie ihm als Anhaltspunkte und als Richtschnur für 
seine Pourparlers mit der bulgarischen Regierung zu dienen haben...“ 
von Tschirschky. 
Nr. 495. 
Bericht des russischen Gesandten in Belgrad an den 
russischen Außenminister.1) 
r» i 26. Mai 
Belgra4 den "aTtaf 19°9- 
Nr. 44. 
Die serbisch-bulgarischen Verhandlungen sind immer noch auf einem 
toten Punkte. In serbischen Regierungskreisen schreibt man diese be¬ 
dauerliche Verzögerung weniger der ablehnenden Haltung der bul¬ 
garischen Regierung, als der persönlichen Einwirkung König Fer¬ 
dinands zu. 
Diese Ansicht wird durch den Umstand bekräftigt, daß der bul¬ 
garische König bei einer ganzen Reihe von Anlässen deutlich gezeigt 
hat, daß er den serbischen Bestrebungen nicht entgegenkommen will. 
So z. B. hat er bei seiner Durchreise durch Belgrad nach Venedig seine 
Zustimmung zu einem offiziellen Empfange in Serbien nicht gegeben 
und statt in Belgrad den königlichen Zug in dem ungarischen Grenz¬ 
städtchen Semlin anhalten lassen. Wie ich von Milowanowitsch erfahre, 
enthielt der Wortlaut der Rede, die Simitsch2) bei der Übergabe halten 
*) Benckendorff Bd. I, Nr. 82, S. ii5. 
2) Sweta Simitsch, Gesandter in Sofia, nicht zu verwechseln mit dem Gesandten 
in Wien Georg Simitsch. D. V. 
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