Volltext: Geheimakten aus serbischen Archiven (Band I ; 1928)

aas, daß wir uns mit ökonomischen Begünstigungen begnügen müs¬ 
sen, die uns unter sicheren Garantien die unbegrenzte freie Durchfuhr, 
sei es gegen das adriatische Meer, sei es gegen Saloniki zu, einräumen. 
Er meint, daß wir im Falle eines Krieges mit Österreich vereinsamt 
bleiben werden und die Hoffnung auf eine sachliche Hilfe Rußlands 
sei für uns eine vage, auch hätten wir sonst nirgends stärkere Bundes¬ 
genossen. Der rumänische König sagt, Piußland sei immer Bulgarien 
mehr zugeneigt, gegen Serbien aber imgerecht gewesen. Er ist der 
Ansicht, daß es binnen wenigen Jahren zu einer euro¬ 
päischen Verwicklung kommen werde, in welcher wir eine 
große Rolle spielen werden, weshalb es am besten wäre, sich jetzt kei¬ 
ner Schwächung auszusetzen, was auch besonders im Interesse Ru¬ 
mäniens liege, damit durch unsere Schwächung das heutige Gleich¬ 
gewicht auf der Balkanhalbinsel nicht gestört werde; die wenigen Jahre 
aber, binnen welcher, nach seiner Ansicht, die große Verwicklung in 
Europa ein treten wird, werden es Österreich-Ungarn nicht gestatten, 
uns politisch zu unterwerfen und ökonomisch zu erschöpfen. Ich habe 
den Eindruck, daß er unsere Haltung während der letzten Tage gut¬ 
heißt, doch erkundigte er sich über die Bedeutung einzelner unserer 
Blätter, wie die „Politika“1) und über die umfangreiche Ausrüstungs¬ 
tätigkeit, welche ihm übertrieben erscheint. Vor der Verabschiedung 
sagte er mir, wir mögen von seiner Sympathie überzeugt sein und 
sprach den Wunsch aus, daß wir uns aus dieser schweren Lage mit 
Erfolg und ehrenvoll herausziehen. Ausführlicher Brief folgt. 
Nr. 79. 
Der serbische Gesandte Ristitsch, Bukarest, 
an das Ministerium des Äußern in Belgrad. 
Pov. br. 29. Bukarest, den 6./19. März 1909. 
Mil dem Telegramme von heute nacht habe ich Ihnen über die Unter¬ 
redung, welche ich gestern abend mit dem rumänischen König hatte, 
der mich in Audienz zu empfangen geruhte, berichtet. Der Anlaß zur 
Audienz bestand in folgendem: Sie hatten mir mit der Weisung vom 
26. v. M. Pov. br. 32i ein Handschreiben Seiner Majestät des Königs 
zwecks Überreichung an König Karol übersendet. Ich habe gestern 
Herrn Bratianu davon in Kenntnis gesetzt und ihn gebeten, von König 
Karol den Befehl betreffend die Modalität der Übergabe des Hand¬ 
schreibens einzuholen: Ob durch Herrn Bratianu oder durch mich per- 
x) Das Haupthetzblatt während der Annexionskrise. 
6 Boghitschewitsch, Serbien. 
8l
	        
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