Volltext: Geheimakten aus serbischen Archiven (Band I ; 1928)

jedenfalls überzeugt sei und daß ich zweifle, daß es Österreich noch 
einmal gelingen sollte, uns zu entzweien. — Schließlich wünschte der 
König Herrn Subotitsch zu sehen, obzwar er ihm bereits früher vor¬ 
gestellt war, und begrüßte auch ihn huldvoll. 
Nr. 58. 
Der serbische Gesandte Ristitsch, Bukarest, 
an das Ministerium des Äußern in Belgrad. 
Bukarest, den 11./24. Februar 1909. 
Soeben kam Herr Bratianu, eigens um mich zu treffen und zu er¬ 
suchen, Ihnen zur Kenntnis zu bringen, daß er bezüglich Serbiens von 
seiten Österreich-Ungarns sehr beunruhigende Nachrichten erhalten habe 
und daß die Situation eine sehr ernste sei. Als Freund Serbiens küm¬ 
mere er sich um dessen weitere Interessen, denen gegenüber Rumänien 
nicht gleichgültig bleiben könne, und er wünsche, daß sich die Lage 
bessere und die heutige Spannung aufhöre, denn wenn auch Serbien 
möglicherweise ohne territorialen Verlust bliebe, würde es doch sehr 
geschwächt werden, und dies könnte auf unser heutiges Gleichgewicht, 
aber auch sonst auf das Gleichgewicht der Balkanstaaten untereinander 
von Einfluß sein. Er meint, wir sollen uns für jetzt mit wirt¬ 
schaftlichen Begünstigungen begnügen, daß wir uns fried¬ 
lich entwickeln und daß wir uns für eine uns günstigere Zeit 
vor bereiten, denn, wie er meint, ist es auch nicht im Interesse Ru¬ 
mäniens gelegen, daß Serbien jetzt, auf welche Weise immer, ge¬ 
schwächt werde. 
Nr. 59. 
Der serbische Geschäftsträger Gruitsch, London, 
an das Ministerium des Äußern in Belgrad. 
Telegramm: London, den 12./25. Februar 1909. 
Ich habe erfahren, daß der interimistische russische Geschäftsträger 
Sir Edward Grey erklärt habe, Rußland werde im Falle eines Angriffs 
Österreich-Ungarns gegen Serbien intervenieren müssen. Ich weiß aber 
nicht, ob er dies in seinem Namen, oder laut Instruktionen der russi¬ 
schen Regierung erklärt hat. 
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