Volltext: Geheimakten aus serbischen Archiven (Band I ; 1928)

vor andere, als die gewöhnlichen Übungen seien; er werde telegraphieren, 
daß, falls es besondere Manöver sein sollten, dieselben nach Möglichkeit 
zu unterlassen wären. Die montenegrinische Regierung macht unterdes¬ 
sen vorerst Vorbereitungen, um aus Rußland genügend Lebensmittel zu 
verschaffen. Aus diesem Grunde hat sie mit einigen Odessaer Kaufleuten 
Abmachungen getroffen und wird auch einen besonderen Vertreter 
nach Rußland entsenden. Ebenso kauft sie im Auslande auch Kriegs¬ 
material. 
In diesem Zusammenhänge ersuchte mich noch sowohl der Minister¬ 
präsident wie auch der Minister Plamenaz im Aufträge des Fürsten, nach 
Serbien zu schreiben, damit man ihnen am schnellsten Wege Explosiv¬ 
stoffe, besonders aber Handbomben, sende. Ich habe immer betont, 
so auch gestern Herrn Tomanowitsch gegenüber, es sei nicht möglich, 
daß der Staat über Bomben verfüge1), daß aber möglicherweise der 
Ausschuß der „Narodna Odbrana“ welche habe und daß dies auch 
durch die „Narodna Odbrana“ geschehen müsse. Er bat mich dann 
wieder, Ihnen darüber zu schreiben, was ich hiermit auch tue. Man 
könnte dies meiner Ansicht nach wohl im Wege der „Narodna Od¬ 
brana“ tun, aber auf keinen Falj im Amtswege. 
Nr. 56. 
Der serbische Gesandte Wesnitsch, Paris, 
an das Ministerium des Äußern in Belgrad. 
Paris, den 4-/17- Februar 1909. 
Beim heutigen obligaten Empfang hatte ich Gelegenheit, ausführlich 
mit Herrn Pichon über unsere Lage, und zwar sowohl im Zu¬ 
sammenhang mit Ihrem chiffrierten Telegramm vom 29. v. Mts. 
(11. Februar) als auch mit Rücksicht auf die in der Wiener und in der 
österreichisch-ungarischen Presse überhaupt herrschende Nervosität zu 
sprechen. Der französische Minister des Äußern teilte mir mit — 
was ich übrigens schon gestern von Herrn Nelidow wußte —, daß Herr 
Iswolski wegen der Angriffslust Österreich-Ungarns sehr besorgt sei 
und daß gegenwärtig zwischen London, Paris und Petersburg Verhand¬ 
lungen wegen der Mittel geführt werden, mit denen man unüberlegten 
Schritten Österreichs zuvorkommen könnte. Diese drei Kabinette be¬ 
absichtigen zu diesem Zwecke auch die Mitarbeit der deutschen Re¬ 
gierung zu gewinnen; auf die italienische zählen sie ohnehin. 
Der festgesetzte Schritt soll gleichzeitig und einmütig in Wien, Belgrad 
*) Will »sagen: sich damit befasse. Man achte wohl, amtlich wurde serbischerseits 
stets versichert, daß die „Narodna Odbrana“ ein rein kultureller Verein sei. 
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