Volltext: Geheimakten aus serbischen Archiven (Band I ; 1928)

werde die Annexion nicht anerkennen. Er billigt die Verständigung mit 
der Türkei und ist unmutig darüber, daß Bulgarien sich vom Slawentum 
getrennt habe, aber er glaubt, daß es wieder zurückkehren werde. Er 
äußerte seine Sympathien für die Dynastie und ersuchte mich, dem 
König einen herzlichen Gruß von ihm auszurichten. Er glaubt, daß 
Österreich-Ungarn Serbien nicht angreifen werde, aber man solle es 
nicht herausfordern. Den Sarajewoer Deputationen in Wien lege er keine 
Wichtigkeit bei, denn er wisse, was das bosnisch-herzegowinische Volk 
wünscht und denkt. Unsere Direktive möge sein: Verständigung mit der 
Türkei, ruhige Haltung, militärische Vorbereitung und Abwarten. Das 
übrige werde ich bei meiner Rückkehr melden. 
Nr. 32. 
Spezial-Delegierter, Minister des Äußern 
Milowanowitsch, Rom, an das Ministerium des Äußern 
in Belgrad. 
Telegramm: 
Rom, den 
3o. Oktober 
12. November 
1908. 
Gestern empfing mich der König in San Rossore und nach einer 
Aussprache von einstündiger Dauer behielt er mich zum Familiendiner 
zurück, wo ich die Ehre hatte, die Königin sowie die Prinzessin Helene 
zu sehen. Nach dem Diner unterhielt ich mich von neuem eine halbe 
Stunde lang mit dem Könige und sodann längere Zeit mit der Königin 
und der Prinzessin Helene. Der König suchte mich über die Einzelheiten 
der bosnischen Fragen erschöpfend zu informieren und äußerte lebhafte 
Sympathien für Serbien, seinen König und den Kronprinzen Georg. Er 
billigt unser Programm, wünscht ihm Erfolg und verspricht, daß Italien, 
welches jetzt überhaupt in größter Übereinstimmung mit Rußland 
handle, dasselbe unterstützen werde, solange auch Rußland dies tue. Er 
forderte mich auf, mich auf das eingehendste mit Tittoni zu besprechen, 
der für die serbischen Interessen ausgezeichnet gestimmt und auch aus 
persönlicher Freundschaft für mich bereit sei, alles zu tun, was in 
seinen Kräften stehe. Er machte darauf aufmerksam, daß man Monte¬ 
negro nicht außer acht lassen solle, aber auch, daß wir uns unablässig 
bemühen möchten, es auf dem rechten Wege und in Gemeinschaft mit 
uns zu erhalten und zu verhindern, daß es vorauslaufe, aus Begierde, 
die erste Rolle zu spielen. Auch riet er uns an, Cetinje nur so viel anzu¬ 
vertrauen, als unumgänglich notwendig sei, und zwar, wie ich es schon 
hin und wieder tue, unmittelbar dem Fürsten, nicht zu vergessen auch 
dem Thronfolger Danilo........(Lücke im Original). 
37
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.