Volltext: Geheimakten aus serbischen Archiven (Band I ; 1928)

rantie gegen ein weiteres Vordringen Österreich-Ungarns anzuerkennen, 
antwortete er mir: man müsse hierbei die Möglichkeit einer direkten 
Verständigung Österreich-Ungarns mit der Türkei im Auge behalten. 
Ich bemerkte, daß wir durch unser Einverständnis und 
Bündnis mit der Türkei dies verhindern könnten, indem 
wir festlegten, daß die Türkei ohne Serbien nichts mit 
Österreich-Ungarn vereinbaren dürfe. Er erwiderte mir, es 
sei zu befürchten, daß die Türkei der Versuchung unterliegen werde, 
wenn Österreich-Ungarn ein willige, einen Teil der türkischen Staats¬ 
schuld zu übernehmen und wenn es eine Barzahlung anbiete, und dafür 
lägen auch schon gewisse Anzeichen vor. 
Bei dieser Gelegenheit habe ich von Sir Charles auch sehr charakteri¬ 
stische Dinge über den Fürsten von Montenegro erfahren, die ich nur 
mündlich mitteilen kann und bezüglich deren ich schon alles Notwendige 
angeordnet habe. Beim Abschied riet mir Hardinge in seinem, in Greys 
und des Königs Namen auf das dringendste, den Frieden zu erhalten 
und jede Herausforderung Österreich-Ungarns zu vermeiden. — Morgen 
reise ich nach Paris. 
Heute erhielt ich Ihr Telegramm, in welchem Sie mir den türkischen 
Vorschlag und Ihre Abänderung desselben mitteilen. Ich bin mit allen 
Ihren Abänderungen vollkommen einverstanden, namentlich ist die erste 
Abänderung betreffs der Lösung der bosnisch-herzegowinischen Frage 
unumgänglich notwendig, schon auch mit Rücksicht auf das mir von 
Hardinge Mitgeteilte. Bezüglich des Sandschaks Novibazar ist, gemäß den 
Instruktionen an Nowakovitsch, das Recht auf Durchzug serbi¬ 
scher und montenegrinischer Truppen zu fordern und 
das Angebot zu machen, daß serbisches Militär auf Kosten Serbiens 
dauernd oder auf Aufforderung der Türkei die strategischen Positionen 
besetze. Da Österreich-Ungarn die Absicht hat, der Türkei für die An¬ 
erkennung der Annexion Geld anzubieten, so könnten wir nötigenfalls 
der Türkei eine Geldentschädigung ebenfalls in Aussicht stellen, damit 
sie statt des Geldes einen Teil des bosnischen Territo¬ 
riums erhalte1), den sie dann an uns abzutreten hätte. So 
würde sie gleichzeitig Geld und die Trennung ihrer Grenzen vom öster¬ 
reichisch-ungarischen Territorium erhalten. Mit der Türkei heißt es 
lebhaft arbeiten, da Österreich und Deutschland bereits ihrerseits 
von neuem Schritte behufs des Abschlusses einer österreichisch-türki¬ 
schen Verständigung unternommen haben. 
*) Gemeint ist von Österreich. 
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