Volltext: Geheimakten aus serbischen Archiven (Band I ; 1928)

betonen. Daß im übrigen Serbien keinerlei Recht zustelie, sich in die 
Fragen der Abgrenzung einzumischen und es könne nicht „gestattet“ 
werden, daß Serbien dies auf diese Art tue; daß über all dieses die 
erforderlichen Vorstellungen in Belgrad gemacht worden sind, wo alle 
„Beschwerden“ gegen uns vorgebracht werden. 
Bezüglich unseres „Einmischens“ in die Abgrenzungsfrage erwi¬ 
derte ich, es verstehe sich von selbst, daß diese Frage auch uns an¬ 
gehe; hinsichtlich der Frage über den englischen Delegierten erneuerte 
ich die Erklärungen, welche ich früher Sir Egre Crow gegeben und 
welche ich Ihnen seinerzeit zur Kenntnis gebracht habe. Nachdem mir 
aber vom zuständigen Ministerium über die von Sir Arthur erwähnten 
Vorstellungen nichts mitgeteilt worden ist und er mir auf meine Frage, 
welches all diese „Beschwerden“ seien, nur so viel antwortete, „daß 
die Details in Belgrad schon bekannt seien,“ konnte ich mich in eine 
weitere Diskussion nicht einlassen. Bei dieser Gelegenheit lenke ich 
erneut die Aufmerksamkeit auf die bis zum Extrem übertriebene 
Empfindlichkeit Englands in solchen Dingen. Besonders möchte ich 
empfehlen, alles zu vermeiden, was als besonders schlechtes Verhalten 
unserer Behörden dem englischen Delegierten gegenüber gedeutet wer¬ 
den könnte. 
Sir Arthur war derart erregt, daß er, als ich auf den hauptsächlichen 
Gegenstand meines Besuches zurückgriff, auch weiterhin seiner Ver¬ 
stimmung auf eine Art Ausdruck gab, die mir unerwartet war. Es 
schien mir, als habe er die anfangs der Unterredung von mir abge¬ 
gebene Erklärung gänzlich vergessen. Als ich die Hoffnung aussprach, 
England werde die erforderlichen Schritte machen, frug er zornig: 
„Wo soll man Schritte machen?“ Als ich antwortete: „Bei der provi¬ 
sorischen Regierung und Essad,“ frug er wieder, als sei er verwundert: 
„Warum?“ Auf meine Antwort: „Wegen der Vorbereitungen der Alba¬ 
nesen und eines möglichen neuen Angriffs“ erwiderte er wieder. „Dort 
gibt es weder Vorbereitungen, noch wird es zu einem Angriffe kom¬ 
men!“ Ich machte ihn darauf aufmerksam, daß man uns seinerzeit auch 
keinen Glauben geschenkt habe und daß dennoch der Angriff der Alba¬ 
nesen stattgefunden hat, so daß wir ganze Divisionen mobilisieren 
mußten. Deshalb bitte ich ihn, daß man uns auch jetzt glaube, wenn 
wir sagen: — nicht daß es gewiß zu einem Angriffe kommen wird, 
sondern — daß es zu einem Angriff kommen kann. Deshalb wünschen 
wir, daß alle erforderlichen Präventivmaßregeln angewendet werden, 
unter welche auch jene zu rechnen wären, um deren Anwendung wir 
die Großmächte bitten. Ich fügte hinzu, wir seien gegen die Gründung 
Albaniens gewesen und seien auch heute der Ansicht, daß es die Brut¬ 
stätte verschiedener Intrigen und die Ursache allerlei Komplikationen 
sein werde. Wir haben uns aber vor den Wünschen der Großmächte 
verbeugt und haben in Albanien keinerlei Eroberungsabsichten. Alles,
	        
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