Volltext: Geheimakten aus serbischen Archiven (Band I ; 1928)

Bei dieser Gelegenheit sagte er mir, Serbien sei der einzige 
Staat auf dem Balkan, zu dem Rußland Vertrauen habe, 
und Rußland werde alles für Serbien tun. Das gerade Gegen¬ 
teil sagte er von den gegenwärtigen bulgarischen Staatsmännern. Brief¬ 
lich ausführlicher. Ich sondierte ihn auch wegen des Gerüchtes, daß der 
Dreiverband seine Mitwirkung in der albanesischen Frage einstellen 
werde, falls Österreich-Ungarn und Italien ihre eigenmächtigen Ak¬ 
tionen fortsetzen. Sasonow sagte mir, es sei dies noch nicht entschieden. 
Aus London wird sogar berichtet, daß Österreich-Ungarn und Italien 
befürchten, miteinander in Konflikt zu geraten, wenn sie allein bleiben 
sollten. Er werde von dieser Absicht, wenn es Serbien nicht wünscht, 
absehen und ersuchte mich, Sie um Ihre Meinung zu befragen. 
Nr. 385. 
Der serbische Gesandte Gawrilowitsch, Cetinje, an 
das Ministerium des Äußern in Belgrad. 
Telegramm: Cetinje, den 8./21. November 1913. 
Kokowzew erklärte dem französischen Botschafter in Berlin, die 
montenegrinische Dynastie sei verurteilt und Serbien werde den nötigen 
Takt haben, um die Frage zu entscheiden. Ich glaube, dies ist das Re¬ 
sultat der Unterredung zwischen dem russischen Ministerpräsidenten 
und dem russischen Botschafter von Giers in Rom. 
Nr. 386. 
Der serbische Geschäftsträger Boghitschewitsch, 
Berlin, an den serbischen Ministerpräsidenten 
Paschitsch in Belgrad. 
Persönlich! Berlin, den 12./25. November 1913. 
Sie haben sich vielleicht gewundert, daß die „Norddeutsche Allgemeine 
Zeitung“ das letzte Exposé des Grafen Berchtold in den Delegationen so 
freundlich beurteilt hat, während man doch hier die ganze Zeit hindurch 
mit der Art seiner Politikführung äußerst unzufrieden gewesen ist. Die¬ 
sem augenblicklichen Liebenswürdigkeitsergusse braucht man jedoch 
keine allzu große Bedeutung beizumessen, denn man ist sich auch hier 
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